BLKÖ:Harsch, Ferdinand Philipp Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 387. (Quelle)
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Harsch, Ferdinand Philipp Graf (Feldzeugmeister und General-Director des Geniewesens, geb. 21. November 1704, gest. 30. October 1792). Sohn des Vorigen, trat auch in die kais. Armee und war schon mit 35 Jahren Oberst im Infanterie-Regimente Nr. 21 (damals Schulenburg), nachdem er im Türkenkriege die ersten Proben seiner Tapferkeit an den Tag gelegt hatte. Am 6. Juni 1742 zum General-Feldzeugmeister ernannt, machte er die Feldzüge bis zum Aachner Frieden mit und that sich in der Belagerung von Prag (1744), wo er das Commando führte, als auch in den Schlachten bei Hohenfriedberg, Piacenza, dann bei der Unternehmung gegen Genua und die Provence rühmlichst hervor, so daß ihm am 22. April 1749 die Inhaberstelle [388] des Infanterie-Regiments Nr. 50, im November 1750 die geheime Rathswürde verliehen und er im August 1751 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert wurde. Nun wurde er von der Kaiserin Maria Theresia, ob seiner Erfahrung und Kenntnisse, zu administrativen Posten und zu mehreren diplomatischen Sendungen verwendet; so schlichtete er 1753 als kais. Commissär die seit 250 Jahren bestandenen Grenzstreitigkeiten mit der Republik Venedig, wofür ihn die Kaiserin am 29. Juni 1754 zum Feldzeugmeister, Generalcommissär und Landeshauptmann in Görz und Friaul ernannte, welchen Posten er bis 1757 bekleidete. Im siebenjährigen Kriege trat er wieder in die active Armee, belagerte 1758 Neisse, eroberte 1760 unter Loudon mit Draskowics Glatz und wurde 1761 General-Pro-Director des Geniewesens. Das ihm verliehene Infanterie-Regiment verkaufte er mit Bewilligung des Hofes, am 5. März 1766, an den Feldmarschall-Lieutenant Fürst Poniatowsky. Nach seinem Entwurfe wurde die Festung Königgrätz gebaut. Im Jahre 1772 wurde er zum Gouverneur, Landespräsidenten und commandirenden Generalen in Oesterreichisch-Schlesien ernannt. H. starb im Greisenalter von 88 Jahren und liegt auf seiner Herrschaft Margarethen am Moos in Niederösterreich begraben, wo er ein prächtiges Schloß erbaut hatte. H. war auch ein großer Freund und Förderer der Tonkunst; er spielte selbst die Flöte mit großer Gewandtheit und unterhielt in Wien und auf seinen Gütern ein 24 Personen starkes Orchester, welches meistens aus seinen Dienern bestand, und mit welchen er Abends von 6 bis 9 Uhr Vocal- und Instrumental-Concerte veranstaltete; fremde Virtuosen lud er zu sich und unterstützte sie auch. Aus seiner Ehe mit Ludovica Freiin von Stöcken, welche lange vor ihm starb, hatte er einen einzigen Sohn, den Grafen Ferdinand Ludwig (geb. 19. April 1737, gest. wann?). Dieser trat in den österreichischen Staatsdienst, wurde 1764 k. k. Bergrath in Schemnitz, 1770 Salz-Oberamtmann zu Gmunden, und zuletzt Hofrath bei der k. k. Hofkammer. Er hatte Rußland, Polen, Persien und einen beträchtlichen Theil Asiens bereist und das Werk: „Pyrotechnia sublimis saeculi primaevi, vel liber Meteororum“ (Viennae 1778, 4°. maj. cum tabl. aen.) herausgegeben.

Morelli di Schönfeld (Carlo), Istoria della Contea di Gorizia in quattro volumi (Gorizia 1855, Paternolli, 8°.) Vol. III, p. 62. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon von Hirtenfeld (Wien 1850, 8°.) Bd. III, S. 71. – Gerber (Ernst Ludw.), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 509. – Wißgrill (Franz Karl), Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels (Wien 1804, 4°.) Bd. IV, S. 180.