Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lehnläher, Ignaz
Band: 14 (1865), ab Seite: 316. (Quelle)
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Lehoczky, Daniel (Rechtsgelehrter, geb. zu Bistriczka in der Thuroczer Gespanschaft 3. Jänner 1703, gest. 23. März 1779). Einer alten Adelsfamilie Ungarns entstammend, fügte L. dem Adel seiner Geburt den ungleich höheren einer edlen, für das Recht begeisterten Gesinnung hinzu, die das Andenken an ihn bis auf die Gegenwart erhalten hat. Sein Vater, Verwalter mehrerer königlicher Herrschaften, war ohne sein Verschulden verarmt. Daniel war nun auf sich selbst gestellt, studirte die Rechte, nahm in Wien bei zwei ungarischen Agenten die Rechtspraxis und kehrte nach zwei Jahren in seine Heimat zurück. In Bisztriczka gab es jedoch für ihn nichts zu thun, er trat nun bei dem Vicegespan des Preßburger Comitates in Dienste. Hier schon bewährte er eine besondere Geschicklichkeit, sein Ruf wuchs und als er gar im Namen des Fiscus mehrere Processe sowohl vor der königlichen Tyrnauer Tafel, als in anderen Gespanschaften mit glücklichem Erfolge geführt, lebte sein Name bald in Aller Mund. Er wurde nun Advocat an den königlichen Districtstafeln zu Tyrnau und Güns und kam von dort nach Pesth; ferner war er Assessor der Thuroczer und Bekeser Gespanschaft und wurde von den Magnaten öfter, wie z. B. von Baron Révay auf den Reichstag 1741, von dem General Merei und dem Grafen Johann Nep. Koháry als Stellvertreter auf den Reichstag 1764 entsendet. Die Bekeser Gespanschaft aber wählte ihn im Jahre 1751 zu ihrem Ablegaten. Die schwierigsten Rechtsfälle wurden ihm zur Vertheidigung übergeben, dabei aber war er nicht nur ein Anwalt der Reichen und Begüterten, sondern ebenso der Armen, und der Proceß, den er für den zum Bettler verarmten Ladislaus Tisza gegen den mächtigen Herzog von Modena führte und gewann und so Tisza in den Besitz aller seiner Dörfer wieder einsetzte, dient so zu sagen noch heut als Ehrendenkmal zu Lehoczky’s Gedächtniß. Tisza, der, wie man sprichwörtlich sagt, sein Recht mit zwei weißen Füßen (d. i. barfuß) suchte, kehrte mit 24 weißen Füßen (in einer mit [317] 6 Schimmeln bespannten Kutsche) als reicher Mann in den Schooß seiner Familie zurück. Im Jahre 1763 zog L. sich von allen Geschäften zurück und alle Vorstellungen der angesehensten Männer waren nicht im Stande, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. „Es ist bester, sagte er dann, man trennt sich selbst von den Geschäften, ehe sich diese von unserem Alter und unseren Gebrechen trennen.“ Im Jahre 1764 übersiedelte er von Pesth nach Preßburg, wo er in aller Zurückgezogenheit lebte, aber häufig aufgesucht, es niemals unterließ, den gesuchten Rath zu ertheilen. Schriftstellerisch ist L. nicht thätig gewesen, jedoch will man wissen, daß er – aber nicht in Hinblick auf eine Veröffentlichung – eine „Cynosura legum“ gearbeitet habe, die später von Anderen vermehrt und verändert herausgegeben worden. Sollte es etwa die „Cynosura bipartita Juris ungarici de rebus, actionibus et personis etc.“ sein, welche in zwei Theilen zu Erlau im Jahre 1749 (4°.) erschienen ist und als deren Herausgeber Johann B. Szegedy bezeichnet wird? – Sein Sohn Andreas (geb. zu Preßburg 1741), aus der Ehe mit einer Tochter des Preßburger Edelmannes Mikos, trat in die Fußstapfen seines Vaters und hat sich als Genealog bekannt gemacht. Nachdem Andreas zu Preßburg die evangelischen Schulen besucht und zu Debreczin seine Studien beendet, wurde er im J. 1782 Armen-Advocat bei der königlichen Gerichtstafel und im Jahre 1785 Assessor bei der Tyrnauer Gerichtstafel, welche Stelle er bis an seinen Tod bekleidete, der ihn plötzlich in der Nacht vom 22. zum 23. April 1813 ereilte. Von ihm ist ein noch heut geschätztes genealogisches Werk über Ungarn erschienen unter dem Titel: „Stemmatographia nobilium familiarum Regni Hungariae, praemissa est Series chronologica quatuor Statuum et Ordinum e Diplomatibus eruta“ (Posonii 1786–1798, 4°.); das Werk besteht aus 2 Bänden: der erste in 256 S. und einem „Specimen Stemmatographiae Nobilium .. in Secunda parte exhibendarum“ in 100 S., der zweite in 470 S. Ein dritter ist Handschrift geblieben. Außerdem schrieb er einen „Index scriptorum publico-politico-juridicorum“ (2da editio, Posonii 1803, 8°.), wovon die erste Ausgabe als Anhang zu Alexander Kubinyi’s „Enchiridion Lexici juris inclyti Regni Hungariae“ zu Preßburg im Jahre 1798 erschienen ist.

Horváth (Ignaz Stephan), Bibliotheca Juris consultorum Hungariae (Posonii et Viennae 1786–1790, 8°.), im ersten Bande als Appendix (p. 271–295) steht: „Posthuma memoria Danielis Lehoczky Jurisconsulti“. – Ungarischer Plutarch oder Biographien merkwürdiger Personen des Königreichs Ungarn. Aus authentischen Quellen geschöpft und ... dargestellt von Carl Vincenz Kölesy und Jakob Melzer (Pesth 1816, Eggenberger, 8°.) Bd. III, S. 107. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 77 u. 209. –