BLKÖ:Lecchi, Johann Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lecchi, Theodor
Band: 14 (1865), ab Seite: 283. (Quelle)
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Lecchi, Johann Anton (gelehrter Jesuit, geb. zu Mailand 17. November 1702, gest. zu Mailand 24. August 1776). Trat, nachdem er am Collegium der Brera, dessen Leitung der Gesellschaft Jesu anvertraut war, die Humanitätsclassen beendet hatte, in den Orden der genannten Gesellschaft und widmete sich fast ausschließlich dem Studium der exacten Wissenschaften. Nachdem er im Orden seinen eigenen Bildungsgang vollendet, trat er im Lehramte in Verwendung und trug schöne Wissenschaften zuerst zu Vercelli, dann zu Pavia, später die Redekunst und Philosophie in Mailand vor, bis endlich sein langgenährter Wunsch in Erfüllung ging und er als Professor der Mathematik an die Hochschule zu Pavia geschickt wurde. Die Lehre von der Wasserkraft (technisch die Hydrodynamik) war L.’s Lieblingsgegenstand und kaum wurde irgendwo eine in dieses Gebiet einschlägige Frage aufgeworfen oder ihre praktische Anwendbarkeit berathen, ohne daß L. zu den Verhandlungen zugezogen worden wäre. Als es sich z. B. um die Regulirung des Reno handelte, eines in Toscana durchfließenden Nebenflusses des Po, der namentlich in den Gegenden von Bologna und Ferrara große Verwüstungen anstellte, da verlangte Papst Clemens XIII. ausdrücklich den Padre Lecchi und übertrug ihm eine Arbeit, welche jeder andere Wasserbaukünstler zu übernehmen abgelehnt hatte. Sechs Jahre leitete L. persönlich diese Arbeiten, die auch nach seinem Tode, aber nach seinen Plänen und Zeichnungen fortgesetzt wurden. Zu anderen ähnlichen Arbeiten beriefen ihn auch Franz III., Großherzog von Modena, Erzherzog Ferdinand, der damalige Statthalter in der Lombardie, und selbst nach Wien die Kaiserin Maria Theresia, die ihn zum kaiserlichen Mathematiker und Hidraulicus ernannte und ihm einen besonderen Jahrgehalt aussetzte. Nachdem die Gesellschaft Jesu war aufgehoben worden, zog sich L. in’s Privatleben zurück und lebte im eigenen Hause seinen wissenschaftlichen Arbeiten, denen ihn im Alter von 74 Jahren der Tod entriß. Seine Abhandlung über die schiffbaren Canäle und seine Hydrostatik sind zwei von der Wissenschaft als Musterwerke bezeichnete Arbeiten. Seine Schriften sind in chronologischer Folge, theils in lateinischer, theils in italienischer Sprache: „Theoria lucis, opticam, perspectivam, dioptricam complectens“ (Mediolani 1739); – „Descriptio apparatus quem in funere Caroli VI. Imper. instituendum curavit R. Canonicorum a Scala collegium. Accedit laudatio funebris habita in universitate etc. etc.“ (ebd. 1741, Fol.); – „Avvertenze contraposte alla storia del probabilismo“ (Einsedleni 1744); – „Arithmetica universalis Isaaci Newtoni, sive de compositione et resolutione Arithmeticae perpetuis commentariis illustrata et aucta“ (Mediolani 1753); – „Elementa geometriae theoricae et practicae“, Volumi duo (ebd. 1754); – „Elementa trigonometriae teorico-practicae planae et sphericae“ (ebd. 1756); – „De sectionibus conicis“ (ebd. 1758); – „Idrostatica esaminata ne’ suoi principii ecc. ecc.“ (ebd. 1765, 4°.); – „Relazione della visita alle terre danneggiate dall’ acque di Bologna“ (Roma 1764, 4°.); – [284] „Memorie idrostatiche, istoriche“, Volumi duo (Modena 1773, 4°.); – „Trattato dei canali navigabili“ (Milano 1776, 4°.). Von diesem Hauptwerke L.’s, das er mit einer Geschichte der Schiffahrtscanäle einleitet, erschien 1824 eine zweite Auflage in der von Silvestri in Mailand herausgegebenen „Biblioteca scelta d’opere italiane antiche e moderne“, in welcher es den 140. Band bildet.

Tipaldo (Emilio), Biografia degli Italiani illustri nelle scienze ecc. ecc. (Venezia 1837, gr. 8°.) Tomo V, p. 160. – Ferrari (Guido), Opere, im 6. Bande. – Caballero (J. d.), Supplementum Bibliothecae Soc. Jesu. – Der zweiten Ausgabe des Trattato dei canali navigabili“ ist L.’s Biographie vorausgeschickt. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1858, J. A. Barth, gr. 8°.) Sp. 1400. – Leidenfrost (Karl Florentin Dr.), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, Voigt, 8°.) Bd. III, S. 391. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXX, p. 183. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, Abthlg. 1, S. 1287 [nennt ihn fälschlich Angiolo Antonio statt Johann Anton (Gianantonio), wie er in der That hieß]. – Porträt. Dasselbe (16°.) befindet sich vor dem 140. Bande der von Silvestri in Mailand herausgegebenen „Biblioteca scelta di opere italiane e moderne“, welche seine Abhandlung über die schiffbaren Canäle enthält.