BLKÖ:Lebzeltern, Ludwig Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 280. (Quelle)
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Lebzeltern, Ludwig Graf (Staatsmann, geb. zu Lissabon 20. October 1774, gest. 18. Jänner 1854). Der einzige Sohn Adam’s Freiherrn von L. (geb. 1735, gest. 1818) aus dessen Ehe mit Isabella d’Arnaud Courville Aguera Agala y Leon. Freiherr Adam bekleidete nahezu ein halbes Jahrhundert die Stelle eines kaiserlichen Gesandten am königlichen Hofe von Portugal. Sein Sohn Ludwig begann unter seiner unmittelbaren Leitung in der Gesandtschaftskanzlei zu Lissabon die diplomatische Laufbahn und wurde dann Secretär des kaiserlichen Botschafters am päpstlichen Hofe, welchen Posten damals Emanuel Graf Khevenhüller bekleidete. Machte er sich zu dieser Zeit, insbesondere in der kritischen Epoche der großen Säcularisation[WS 1] und in der politisch so wichtigen Frage bezüglich des von der römischen Curie heftig bestrittenen Grundsatzes der Identität der Diöcesan- und Territorialgrenzen durch seine Talente bemerkbar, eigentliche Geltung erlangte er erst, als er zur Zeit der Freiheitskriege seine ganze Thätigkeit gegen Napoleon richtete, worin er freilich auch durch das Vertrauen und die Zuneigung, welche ihm einige Zeit Kaiser Alexander zuwendete, wesentlich gefördert wurde. Zu jener Zeit machte er auch seinen Einfluß geltend in der Frage über die Verhältnisse der schweizerischen Eidgenossenschaft und Italiens. Später wurde er als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister an den kaiserlich russischen Hof gesendet. In dieser Stellung war es, wo ein von ihm unvorgesehener und höchst unangenehmer Umstand seine Thätigkeit, wenn nicht lähmte, doch wesentlich hinderte. In der Verschwörung nämlich, welcher Kaiser Paul zum Opfer fiel, worauf Großfürst Nikolaus den Kaiserthron bestieg, war Fürst Trubetzkoy eines der Häupter. Der Fürst aber war L.’s Schwager und hatte sich zu diesem geflüchtet. Während dieses Aufenthaltes L.’s am kaiserlich russischen Hofe wurde ihm Felix Fürst Schwarzenberg als Gesandtschaftsattaché zugewiesen, so daß der nachmalige für Oesterreichs Größe leider so früh verstorbene Premier gleichsam durch L. in die Schule der Staatskunst eingeführt wurde. Von St. Petersburg kam L. als Gesandter nach Neapel. In Anerkennung seiner großen Verdienste wurde L. außer mit der geheimen Rathswürde von seinem Kaiser mit dem Orden der eisernen Krone 1. Classe, mit dem kön. St. Stephan-Orden und dem goldenen Civil-Ehrenkreuze ausgezeichnet und im J. 1823 in den erbländischen Grafenstand erhoben; außerdem hatten ihn Rußland, Preußen, Sardinien, Toscana, Sicilien, ersteres und letzteres zu wiederholten Malen mit ihren Orden geschmückt. [281] Der Graf, der zu den glänzenden Gestirnen der österreichischen Diplomatie zählt, und von seinem Vater noch in den Traditionen der Theresianischen Periode, in welcher die österreichische Diplomatie in ihrem Zenith stand, gebildet war, unterschied sich auch dadurch von einem großen Theile der Diplomaten der Gegenwart, daß er selbst, mit reichem Wissen und höherem Sinn für die Kunst ausgestattet, Wissenschaft und Kunst und ihre Träger zu achten und auszuzeichnen verstand. Der Graf hatte sich im Jahre 1823 in Rußland mit Zenaïde Gräfin Laval vermält, aus welcher Ehe nur eine Tochter Alexandrine (geb. 1. Jänner 1827), vermält (seit 11. Mai 1832) mit dem Viconte Jean-Augustin Dés Cars (Witwe seit September 1860), stammt, so daß also diese gräfliche Linie des Hauses Lebzeltern durch den im Jahre 1854 erfolgten Tod des ersten und einzigen Grafen Ludwig L. im Mannsstamme erloschen ist.

Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs (Heidelberg 1846, Mohr, 8°.) 3. Auflage. Bd. VII, S. 858, 859 (Note), 862, 969 u. 1960.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Secularisation.