BLKÖ:Lanckoroński, das Grafengeschlecht, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 66. (Quelle)
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I. Zur Genealogie des Grafengeschlechtes Lanckoroński. Die L. sind eine altadelige Familie in Polen, welche aus dem Hause Zador stammet, und von deren Vorfahren Niesiecki in seinem polnischen Adelsbuche, in welchem er bei den L. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts zurückgeht, reiche Mittheilungen macht. Was ihre Abstammung aus Frankreich betrifft, so ist dafür der alte Chronist Dlugosz der eigentliche Gewährsmann; denn er ist es, der, als er über den Krakauer Domherrn und nachmaligen Bischof von Breslau, Walcer (Walter) Lanckoroński, Näheres berichtet, unter anderem schreibt: „Walcer L., als er zum Bischof gewählt und geweiht worden, ließ die hölzerne Kirche Breslau’s niederreißen und eine neue aufmauern, in welcher er – um sich seiner Worte zu bedienen, „habitum et cultum ecclesiae Lugdunensis ex Galliis“ einführte. Dieß scheint zu bestätigen, was man von dieser Familie liest, daß sie aus Frankreich zur Zeit Boleslaus’ des Krummmauls[WS 1] nach Polen herübergekommen, wie es im Diplome Karl’s IV. aus dem Jahre 1355 steht, worin dieser Monarch ausdrücklich ausspricht, daß sie aus Frankreich nach Polen gekommen sei; dort nannten sie sich Herren von Breze, und auf diesen Namen deutet der polonisirte Name Brzezie hin, den die L. heute noch mit dem ihrigen verbinden. In eben diesem Diplom geschieht auch Erwähnung, wie Zbigniew L., ein Sohn des Stephan Brzezie aus dessen Ehe mit Anna von Wisznice, von Kaiser Karl IV., den er mit fünfhundert Reitern nach Rom begleitet, zugleich mit seinem Bruder Stanislaus für sich und ihre Nachkommen in den Grafenstand erhoben worden seien. Auch wird in diesem Diplome das Wappen beschrieben, dessen sich die Lanckoroński noch heute bedienen. Dieses Diplom haben König Kasimir der Große von Polen im Jahre 1370 und Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1560 bestätigt. Zbigniew und sein Bruder Stanislaus wurden die Ahnherren zweier Linien, die beide zur Stunde blühen, nämlich Zbigniew ist der Ahnherr der Grafen von Brzezie-Lanckoroński und Stanislaus jener der Grafen von Brzezie-Russocki. Die Lanckoroński theilten sich später in zwei Zweige, in einen älteren und in einen jüngeren. Dieser letztere ist erst in neuerer Zeit, in den fünfziger Jahren, mit Thecla Gräfin L.-Br., verwitweten Graf Peter Leszczycz von Radolin-Radoliński erloschen. Der ältere blüht noch fort und ist Graf Kasimir, Bruder des verstorbenen Grafen Karl, der Chef des Hauses. Die Bestätigung des Reichsgrafenstandes für Oesterreich erhielt die Familie von Kaiser Joseph II. mit Diplom vom 18. November 1783. Der heutige Familienstand der Grafenfamilie Lanckoroński-Brzezie ist: Graf Kasimir (geb. 1802), k. k. Kämmerer, vormals Hofrath bei dem Triester Gubernium, erbliches Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes, Herr der Herrschaften Wodzyslaw in Russisch-Polen, Komarno und Chodorow in Galizien, vermält (seit 26. August 1843) mit Leonie Gräfin Potocka (geb. 13. August 1821), aus welcher Ehe eine Tochter Elisabeth (geb. 29. Juni 1844) und ein Sohn Karl (geb. 4. November 1848) stammen.

Quellen zur Genealogie des Hauses Lanckoroński. a) Schriftliche. Bestätigung des Grafenstandes für Mathias Grafen Lanckoroński und seine Nachkommen mit Diplom vom 18. November 1783. – b) Gedruckte. Niesiecki (Kaspar), Korona polska ... czyli herby i familie rycerskie, 4 tomy, d. i. Die Krone Polens oder Wappen und Adelsfamilien (Lemberg 1728 u. f.) Bd. III, S. 23 [die Hauptquelle, welche sehr ausführliche, wenngleich etwas verworrene Nachrichten über diese Familie bringt]. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Johann Heinr. Zedler, kl. Fol.) Bd. XVI, Sp. 496. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1731, Thom. Fritschen’s Erben, Fol.) Bd. III, S. 90. – Kneschke (Ernst Heinrich Dr.), Deutsche Grafen-Häuser der Gegenwart (Leipzig 1852, T. O. Weigel, 8°.) Bd. III, S. 214. – Derselbe, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1859, Friedrich Voigt, 8°.) Bd. V, S. 367. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) 37. Jahrgang [67] (1864), S. 478. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, Justus Perthes, 32°.) S. 490.

Anmerkungen (Wikisource)