BLKÖ:Labus, Johann Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Labus, Johann
Nächster>>>
Lach, Andreas
Band: 13 (1865), ab Seite: 456. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Giovanni Antonio Labus in Wikidata
GND-Eintrag: 1017351309, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Labus, Johann Anton|13|456|}}

Labus, Johann Anton (Bildhauer, geb. zu Brescia im Jahre 1806, gest. zu Mailand 15. October 1857). Erscheint auch öfter mit dem einen Taufnamen Anton L. Er ist der Sohn des berühmten Archäologen Johann L. [siehe den Vorigen]. Widmete sich früh der Kunst, für welche er eine schöne Begabung an den Tag legte und erhielt von Monti aus Ravenna, einem geschickten Meister, den ersten Unterricht in den Grundzügen der Bildnerei. L. machte große Fortschritte und kaum zwanzig Jahre alt, bewarb er sich bereits in Mailand um den großen Preis, den er auch mit einem Basrelief, das die „Apotheose Canova’s“ vorstellte, erlangte. Theils die Vollendung der Arbeit selbst, theils der glücklich gewählte Gegenstand, [457] da Canova gleichsam als Begründer einer neuen Aera der seit langer Zeit tief gesunkenen Bildhauerkunst damals in Italien, ja in Europa gefeiert und eine Verherrlichung seines Andenkens willkommen war, lenkten die allgemeine Aufmerksamkeit auf den jungen vielversprechenden Künstler, der nun von allen Seiten Bestellungen zu neuen Arbeiten erhielt. Groß ist die Menge derselben, Porträtbüsten, Basreliefs, Grabdenkmäler u. dgl. m. In weiteren Kreisen sind bekannt geworden: eine „Madonnenstatue“ auf der Villa Gernetto; – die „Colossalstatue des Bonaventura Cavalieri“ im Vorhof des Palastes Brera in Mailand; – die „Colossalstatue des S. Girolamo (Miani)“, des Gründers des Waisenhauses zu Mailand, wovon die Leipziger „Illustrirte“ (1856, Nr. 698) eine Abbildung brachte, – und „Pietro Micca, eine Mine entzündend“, um Turin von seinen Belagerern zu befreien, Marmorstatue in zwei Drittel der natürlichen Größe und im Auftrage des Carlo Lattuada di Palanza in Sardinien gearbeitet, eine der schönsten Arbeiten des Künstlers. Nebstdem hat Labus mehrere Bildsäulen für den Dom in Mailand, und zwar sowohl für das Innere des Schiffes wie auch für das Aeußere der Kuppel gearbeitet. Seine Figuren zeigen nach dem Ausspruche der Kritik nichts Gesuchtes, seine Draperien sind nicht gekünstelt, sondern Alles ist mit einer Ruhe und Einfachheit gegeben, die dem Auge wohlthut. L. wählte in seinen Statuen und Gruppen nur selten außergewöhnliche Momente, wie dieß z. B. in der Statue von Pietro Micca der Fall ist, die Verkörperung des Kühnen, Erhabenen schien ihn überhaupt weniger anzureizen, hingegen verstand es sein Meißel, dem harten Marmor in Momenten der ausgesprochenen Ruhe Leben einzuhauchen. Geistreich in der Erfindung, wußte er den Marmor und spröden Stein mit Leichtigkeit zu behandeln. Als einen Fehler aber wirft man öfter seinen Statuen vor, daß er ihnen zu wenig Kopflängen gebe, wodurch der Kopf im Verhältniß zur ganzen Figur zu groß erscheine. L. lebte und arbeitete in Mailand. Als ein schöner Charakterzug dieses Künstlers verdient besonders angeführt zu werden, daß er sich erbot, den Zöglingen des Taubstummen-Institutes in Mailand unentgeltlich Unterricht in seiner Kunst zu ertheilen. Die kaiserliche Regierung nahm diesen Antrag gerne an, L. stellte nun für die neu in’s Leben gerufene Schule aus eigenem Antriebe die Modelle seiner großartigen Künstler-Werkstätte unentgeltlich zur Verfügung und wurde dafür von der Regierung mit der goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet.

Il Fotografo. Giornale illustrato (Mailand, kl. Fol.) 1857, Nr. 43: „Lo scultore Giovanni Antonio Labus“. – Gemme d’arti italiane (Milano, Venezia, Verona, Ripamonti-Carpano, 4°.) Anno XI (1858), p. 124. – Album esposizione di belle arti in Milano ed altre città d’Italia (Milano, Canadelli, 4°.) Anno XV (1853), p. 138. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) Jahrg. 1856, Nr. 698. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 227. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 541.