BLKÖ:Lažanzky, Procop (I.) Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 240. (Quelle)
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8. Procop (I.) Graf L. (geb. 14. September 1741, gest. 5. August 1804), ein Sohn des Grafen Maximilian Joseph aus dessen Ehe mit Theresia Gräfin Lissau. Seine Bildung erhielt er in Wien im Theresianischen und Savoyischen Institute. Erst 20 Jahre alt, wurde er als Appellationsrath auf der Herrenbank installirt und bald darauf Kreishauptmann des Berauner Kreises. Im Jahre 1750 ernannte ihn Kaiser Joseph II. zum Appellations-Präsidenten in Galizien, bei welcher Gelegenheit er auch die geheime Rathswürde erhielt. Im Jahre 1783 wurde er Vicepräsident des böhmischen Guberniums in Prag und im folgenden Jahre oberster Lehenrichter in Böhmen, 1789 Landrechtspräsident und oberster Landrichter in Böhmen. Im nämlichen Jahre wählte ihn die kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften an Stelle des durch den Tod abberufenen Karl Egon Fürsten zu Fürstenberg zu ihrem Präsidenten. Im Jahre 1792 zum Gubernial-Präsidenten und Oberstburggrafen in Böhmen ernannt, wirkte er bis 1794 auf diesem Posten, in welchem Jahre er als Präsident der obersten Staatscontrolle nach Wien berufen wurde. 1796 zum obersten Directorialminister ernannt, wurde er bald darauf Hofkammer-und Banco-Hofdeputations-Präsident. Als im Jahre 1800 seine Berufung zum obersten und ersten österreichischen Kanzler erfolgte, verlautete es in maßgebenden Kreisen, seine Entfernung vom Finanzfache sei über Anstiften der Geistlichkeit geschehen, welche sich in ihrem materiellen Verhältniß schwer gefährdet sah durch einen von ihm verfaßten Vorschlag, dem zu Folge das in den österreichischen Landen entstandene Deficit in den Finanzen dadurch gedeckt werden sollte, daß man die Güter der Geistlichkeit zum Besten des Staates verwalten, und die Geistlichkeit auf Besoldungen setzen sollte. Im Jahre 1802 wurde L. oberster Justiz-Präsident. L. war ein hochverdienter und humaner Staatsmann. Als böhmischer und oberster Kanzler übte er auf das Studien- und Censurwesen einen wohlthätigen Einfluß und schützte und ehrte verdienstvolle Gelehrte, um die Bürger Wiens aber hatte er sich so viele Verdienste erworben, daß sie ihm das Bürgerrecht, eine damals viel seltenere Auszeichnung, als heutzutage, verliehen. [Allgemeine Literatur-Zeitung 1805, Intelligenzblatt Nr. 3, S. 23. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 811. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Fantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1785, kl. 8°.) I. (und einziger) Theil, S. 130. – Porträt. Unterschrift: Procop Graf Lažanzky, Direktorialminister und Präsident der obersten Staatscontrolle. V. Kininger del., C. Pfeiffer sc. Viennae 1797, Medaillonformat.] –