Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Krismair, Anton
Band: 13 (1865), ab Seite: 233. (Quelle)
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Krismer, Stephan (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Karres in Tirol 25. December 1777). Er beendete die theologischen Studien und erhielt am 29. Juli 1804 die h. Weihen. Im Jahre 1862 lebte er noch, bereits 85jährig, als Deficient zu Brennbühl. Nachdem Krismer die h. Weihen erhalten hatte, trat er in die Seelsorge und wurde Curat zu See im Patznauner Thale; dort lag er dem Seelsorgedienste ob, als 1809 Kriegslärm die friedlichen Thäler Tirols von Neuem durchtoste und das Volk von allen Seiten herbeieilte, um das Land zu vertheidigen. Mit der Seelsorge war es in einem Lande, das ganz unter Waffen stand, mißlich; so wollte er denn seinen Landsleuten als Feldpater dienen und holte dafür die bischöfliche Erlaubniß ein. Als er Anfang November nach den Ereignissen bei Innsbruck über das Gebirge zu seinem Seelsorgerposten zurückkehrte, hielten ihn zu Arzl die versammelten Schützen auf und statt seinen Ermahnungen zum Frieden Folge zu leisten, forderten sie ihn auf, als Commandant an ihre Spitze zu treten. Er weigerte sich und suchte die aufgeregten Gemüther zu beruhigen. Sie schwangen nun ihre Stutzenkolben und drohten ihn zu erschlagen, wenn er ihnen nicht willfahre. Um sein bedrohtes Leben zu retten, fügte er sich der Notwendigkeit des Augenblickes. Nun aber griff er auch die Sache mit einem Feuereifer ohne Gleichen an. Am 11. November wollte ein bayerisches Corps den Uebergang über die sogenannte lange Brücke, welche nach Arzl führt, erzwingen, um auf dem Wege über den Piller nach Prutz zu kommen und die dort aufgestellte Division zu verstärken. Da nun stellte sich Feldpater Krismer an der Spitze der Seinen, denen er gegen seinen Willen Führer sein mußte, den Bayern entgegen. Die Bayern stürmten, wurden aber zurückgeworfen; nun stürmten sie zum anderen Male, um das gleiche Loos wie das erste Mal zu erfahren. So wurden die bei Prutz und Landeck ausgestellten Truppen gezwungen, sich über Nassereit nach Innsbruck zurückzuziehen. Krismer hatte bei dieser Gelegenheit Alles, Jung und Alt, selbst die Weiber zum Kampfe aufgefordert. Ja seine eigene Schwester [siehe weiter unten] war in den Kampf für das Vaterland gezogen. Die Bayern hatten ihn deßhalb scharf auf das Korn genommen und er sie, als später die Unterhandlungen eingeleitet wurden, in welchen er um kein Haar breit von seinen gestellten Forderungen weichen wollte, auf das Höchste gegen sich erbittert, so daß ihm ein bayerischer Hauptmann schwor, wenn er seiner habhaft würde, ihn in Ketten nach München zu führen. Wie er dann in die Hände des Officiers gerieth, der den obigen Schwur gethan und wie der brave Krismer durch seinen Muth, seine Geistesgegenwart und Offenheit aus der drohenden Gefahr befreit wurde, erzählt eben Flir [234] in dem in den Quellen angeführten Werke: „Bilder aus den Kriegszeiten Tirols“ in anmuthiger Weise mit dem Beifügen, daß das Erzählte keine Dichtung, sondern historische Wahrheit sei. Krismer kehrte später in die Seelsorge zurück und versah sie viele Jahre. Krismer’n verdankt Tirol außer manchen anderen Unternehmungen auch die Einführung der barmherzigen Schwestern. Als im Jahre 1862 im August zu Absam das „Feldpaterfest“ gefeiert wurde, zu dem sich aus Nah’ und Ferne alle Feldpater, welche in den denkwürdigen Kriegsjahren 1805 und 1809 mit den Tirolern ausgezogen, einfanden, kam auch mit der Weitfahne als ältester Feldpater Stephan Krismer und hielt als solcher unter Assistenz seiner Collegen den feierlichen Feldpater-Gottesdienst. Bei dem Festmahle aber wurde ein Festgruß aller anwesenden Feldcapläne an den ältesten Feldcaplan Stephan Krismer, der eigens zu diesem Feste verfaßt war, vorgetragen.Krismer’s Schwester Juliana, später Pauline, starb am 7. April 1858 zu Imst in Tirol als barmherzige Schwester. Durch ihre heldenmütige Theilnahme am Kampfe der Tiroler für das Vaterland war sie im ganzen Lande bekannt. Als sich im Treffen bei Giggl im Jahre 1809 die Männer von Patzenau gegen die Bayern zum Kampfe stellten, entspann sich ein blutiges Treffen, an dem schließlich, als das Kriegsglück zu Gunsten des Feindes sich neigen wollte, selbst die Weiber der Kämpfenden sich betheiligten. Unter diesen Heldinen zeichnete sich besonders Stephan Krismer’s Schwester Juliana aus, welche bei ihm als Wirthschafterin diente. Mit einem Stutzen bewaffnet, stellte sie sich an die Spitze dieser Amazonen und mancher Feind fiel, von den Kugeln der tapferen Tirolerin durchbohrt. Der allerletzte Schuß, welcher in diesem denkwürdigen Treffen fiel, war von Juliana gethan und damit ein feindlicher Officier in’s Knie geschossen worden. „Troffa ist er!“ rief sie muthig aus, als sie die Wirkung ihres Schusses bemerkte. Später trat die tapfere Tiroler Jungfrau in den Orden der barmherzigen Schwestern, in welchem sie den Namen Pauline erhielt und bis an ihren Tod als fromme werkthätige Nonne dem Dienste der leidenden Menschheit sich widmete.

Katholische Blätter. Herausgegeben vom kath. Central-Vereine in Linz. Vierzehnter Jahrgang (1862), Nr. 29, 30. 33, 35: „Stefele Krismer“. – Flir (Alois), Bilder aus den Kriegszeiten Tirols (Innsbruck 1846[WS 1], Wagner, 8°.). – Tiroler Stimmen (Innsbruck, 4°.) 1862, Beilage zu Nr. 193: „Feldpaterfest zu Absam“. – Neue Zeit (Olmützer Blatt) 1855, Nr. 95. – Brünner Zeitung 1858, Nr. 94. – Bohemia (Prager Blatt) 1858, Nr. 110. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) Bd. II, S. 112.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1646.