Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 308. (Quelle)
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Einer früheren Zeit gehört der berühmte Brixener Amtmann und Chronist Georg Kirchmayr von Ragen, welcher im 16. Jahrhunderte lebte und durch seine Klugheit die Schriften des Augustiner-Chorherrenstiftes Neustift im Pusterthale rettete. Als nämlich im Bauernaufruhre des Jahres 1525 das Stift von bäuerischen Rebellen geplündert wurde und diese eben daran waren, alle Urbars- und Zinsbücher zu vertilgen, eilte der Hofrichter Kirchmayr herbei und lenkte durch den Zuruf: „Geld sucht ihr, folgt nur mir, ich zeige euch, wo große Summen versteckt liegen“ die Aufmerksamkeit der Stürmenden von ihrem Vorhaben ab und opferte thatsächlich einige Kisten Geld, um das Archiv mit seinen unschätzbaren und für alle Zukunft höchst wichtigen Papieren zu retten, deren wichtigste er eiligst in eine mit Stroh bedeckte Kloake des Klosters warf. Der Schaden, den das Stift durch diese Plünderung erlitt, erhob sich auf die für jene Zeit große Summe von 24.832 fl. Kirchmayr hat aber sein Andenken auch durch eine andere, noch heute geschätzte Arbeit bewahrt, er hat nämlich ein Tagebuch der merkwürdigen Weltbegebenheiten, welches die Jahre 1519 bis 1562[WS 1] umfaßt, hinterlassen, das seiner Wahrhaftigkeit wegen für die Geschichte seiner Zeit wichtig ist. Es wurde erst in neuester Zeit von Theodor von Karajan im ersten Bande der ersten Abtheilung der „Scriptores“ (eine Folge österreichischer Geschichtsquellen, welche von der historischen Commission der kais. Akademie der Wissenschaften herausgegeben werden) zugleich mit den Tagebüchern von Joh. Tichtel, Sigm. von Herberstein und Cuspinian veröffentlicht. [Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 118. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Beilage der amtl. Wiener Zeitung, gr. 4°.) 1856, Nr. 8, S. 59.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Kirchmayr starb wohl 1554.