BLKÖ:Kerschbaumer, Theophilus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 198. (Quelle)
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Kerschbaumer, Theophilus (Prälat des Chorherrnstiftes Vorau in Steiermark, geb. zu Vorau 4. Jänner 1801, gest. ebenda 1. Jänner 1862). Der Sohn braver Bauersleute in Vorau, besuchte er die Stiftsschulen daselbst, ging dann nach Gratz, wo er die philosophischen Studien beendete, worauf er in das Augustiner-Chorherrnstift zu Vorau eintrat und am 28. November 1824 die h. Weihen erhielt. Er trat nun in die Seelsorge, und zwar zuerst 1826 als Provisor der Pfarre Schöffern; im folgenden Jahre wurde er Caplan im Stifte und zugleich Novizenmeister. Als im darauffolgenden Jahre das Hofmeisteramt des Stiftes in Gratz neu besetzt werden mußte, fiel auf K. die Wahl und fünf Jahre bekleidete er diese Stelle, mit welcher das Amt eines akademischen Predigers für die Hörer der Rechte verbunden war. Nach dem Tode des Stiftsdechants 1833 berief der Prälat K. in’s Stift zurück und ernannte ihn zum Vicar der Stiftspfarre, zum Dechant und wieder zum Novizenmeister. Vier Jahre später war K. der Nachfolger des mit Tod abgegangenen Stiftsprälaten und wurde 20. Mai 1838 feierlich eingeweiht. 23 Jahre lang stand er seinem Stifte in einer Weise vor, daß sein Andenken in demselben und in der Umgegend von Alt und Jung gesegnet wird und fortlebt. Da in den Räumen des Stiftes die Spuren des Alterthums schon zu sichtlich zu Tage traten, ließ er dasselbe renoviren, den reichen Gemäldeschatz, der seit Jahrzehenden verwahrlost dem Verfalle nahe war, von kundiger Hand restauriren; die Kirchen seines Stiftes sorgfältig ausstatten; die Stiftsbibliothek bereicherte er in nicht unansehnlicher Weise mit den besten und kostbaren Werken aus allen Disciplinen des Wissens, seiner Achtung für die Wissenschaft aber ist es zu danken, daß er das in der Stiftsbibliothek vorhandene kostbare Manuscript der Kaiserchronik mehrere Jahre hindurch dem gelehrten Sprachforscher J. Diemer [Bd. III, S. 283] zum Zwecke der Drucklegung überließ; auch errichtete er bald nach Antritt seiner Prälatenwürde im Stifte die vier ersten Classen des Gymnasiums, sorgte daß seine Kleriker außer ihren theologischen Berufsstudien auch andere, theils nützliche, theils praktische Fächer, jeder nach seiner besonderen Begabung, so der eine die Malerei, ein anderer das Orgelspiel, ein dritter die Methodik für Taubstumme, ein vierter die Comptabilitätswissenschaft u. s. w. erlernte, welche für das Gedeihen des Stiftes zweckdienlich waren. Auch legte er eine Münzensammlung an, zu der er eigenhändig den Katalog verfaßte. Seit Jahren sammelte und sichtete er die Materialien [199] zu einer Geschichte des Stiftes, mit welcher er zur Säcularfeier desselben in die Oeffentlichkeit zu treten vermeinte. Der Tod jedoch, der ihn im Alter von 60 Jahren seinem Stifte entriß, hat dieses Vorhaben vereitelt. Die Vorarbeiten befinden sich im Besitze des Stiftes. Ueber seine segensvolle Thätigkeit als Priester geben die in den Quellen verzeichneten Nekrologe ein anschauliches und erbauliches Bild.

(Gratzer) Tagespost (polit. Blatt, kl. Fol.) 1862, Nr. 16 Abendblatt und Beilage zu Nr. 26. – Gratzer Zeitung 1862, Nr. 7.