Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 473. (Quelle)
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Karas, Věkoslav (Maler, geb. zu Karlstadt in der serbischen Militärgrenze 1821, gest. ebenda 5. Juli 1858). Sohn unbemittelter Eltern zeigte er früh ein ausgeprägtes Talent für die Kunst, auf welches zuerst der Ingenieur-Oberst Khos von Kossenstein aufmerksam geworden war. Endlich fanden sich in seiner Vaterstadt mehrere vermögende Männer zusammen, welche den talentvollen Jüngling in die Lage versetzten, nach Rom zu reisen und sich dort die eigentliche Weihe für die Kunst zu holen, zu deren bevorzugten Jüngern er zu zählen schien. Nahezu ein Jahrzehent brachte K. in der heiligen Stadt zu und studirte daselbst fleißig die alten großen Meister der Kunst, worauf er 1844 in seine Heimat zurückkehrte, um als nicht gewöhnlicher Künstler – mit Noth zu kämpfen. Theils die Wirren, welche das Land heimsuchten, theils völliger Mangel an Kunstsinn, waren die Ursachen, daß er unbeschäftigt darbte und endlich im Jahre 1848 mit Freuden die ihm angetragene Zeichnungslehrerstelle an der städtischen Schule in Agram annahm. [474] Aber es kam nicht dazu, daß er sie antrat. Er fühlte sich zu sehr als Künstler, um der verflachenden Eintönigkeit des Elementarunterrichts sein eigenes Talent zum Opfer zu bringen, und so nahm er einen Ruf nach Bosnien an, wohin ihn der Serdar Omer Pascha als Haus-Porträtmaler eingeladen hatte. Dort erfreute sich K. bald der besonderen Gunst seines Mäcens, dessen Bild er mit künstlerischer Wahrheit ausgeführt hatte. Aber sein Glück war nur von kurzer Dauer. Omer Pascha wurde plötzlich nach Constantinopel berufen und konnte den Künstler auf den nun folgenden Feldzügen nicht mitnehmen. K., obgleich von Omer Pascha reichlich beschenkt, war doch wieder sich selbst überlassen. Da sich Niemand malen ließ, blieb K. unbeschäftigt und verlegte sich nunmehr auf die Genremalerei, in der er noch während seines Aufenthaltes in Rom sich mit Glück versucht hatte. Er studirte mit Eifer die eigenthümlichen Sitten und Gebräuche der Südslaven und fesselte sie durch manches gelungene Bild, welches auch dann und wann einen Abnehmer fand. Die mißlichen Umstände zunächst mochten seine Anlage zur Hypochondrie eher gefördert als vermindert haben. Wohl berief den bereits leidenden Künstler Bischof Stroßmayer an seinen Hof nach Djakovar, um von ihm die Porträte der früheren Djakovarer Bischöfe anfertigen zu lassen. Aber das Uebel war schon zu weit vorgeschritten und K. erlag demselben im Alter von 37 Jahren. Von seinen Arbeiten sind folgende bekannt: „Die Aussetzung Moses im Nil“, Eigenthum des Karlstädter Lesevereines; – „Die Madonna mit dem Christuskinde“, Eigenthum des Karlstädter Magistrates, dem es der Künstler geschenkt hatte; – „Der Grossvater und der Enkel“[WS 1], Genrebild in Aquarell, nach einer Ballade von Preradović; – „Die Likauer Hirten“, Genrebild in Aquarell; – „Der Abschied des Sereschaners“, Genrebild in Oel. L. 21/2 Sch., Br. 11/2 Sch., mit 16 Figuren, die eine treffliche Staffage des landschaftlichen Hintergrundes bilden, eines der besten Werke des Meisters; – „Eine croatische Grenzerin“, Oelbild im Agramer Museum; mehrere Oelbilder befinden sich im Besitze des Herrn Kukuljević-Sakcinski und Porträte im Privatbesitze mehrerer Personen in Karlstadt. K. ist eines jener traurigen und nicht seltenen Beispiele in der Künstlerwelt, welche das Talent für die Kunst fast mehr als einen Fluch denn als einen Segen erscheinen lassen.

Kukuljević-Sakcinski (Iván), Slovnik umjetnikah jugoslavenskih, d. i. Lexikon der südslavischen Künstler (Agram 1858, L. Gaj, 8°.) S. 133. – Luna (Unterhalt, Beilage der Agramer Zeitung) 1856, Nr. 45, S. 179. – Narodne novine, d. i. Volksblatt (Agram, Fol.) 1858, Nr. 294 u. f. – Jahrbücher für slavische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Herausg. von Dr. J. P. Jordan (Leipzig, gr. 8°.) III. Jahrg. (1845), S. 87. [Daselbst heißt er Alois; oder sollte dieß die deutsche Uebersetzung für Věkoslav sein?].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Onkel.