Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Holz, Leopold
Band: 9 (1863), ab Seite: 243. (Quelle)
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Holz, Karl (Musiker, geb. zu Wien 1798, gest. 9. November 1858). Holz, der bei den niederösterreichischen Ständen bedienstet und seit mehreren Jahren bereits jubilirt gewesen, war ein Freund Beethoven’s, der ihn im Scherze zumeist „Mahagonyholz“ nannte, außerdem aber war H. tüchtig musikalisch gebildet. In der Geschichte der Wiener Musikzustände, namentlich in den einst so berühmten Concerts spirituels, spielte H. eine Rolle. Im Jahre 1819 gründete der Chorregent der Augustiner-Pfarrkirche, Franz Xaver Gebauer, in Wien die Concerts spirituels, um dem Publikum der Residenz ernste und erhabene Tonwerke in angemessener Weise vorzuführen. Im Jahre 1823 hörte mit dem Tode des Gründers die Unternehmung auf, und gute Musik wurde nur von einem kleinen musikalischen Cirkel, unter Oberleitung des Hofkammerbeamten Ferdinand Piringer, eines tüchtigen Violinconcertisten, gepflegt. Als im Jahre 1829 auch dieser starb, übernahmen der Freiherr von Lannoy und die Herren Holz und Schmiedel, welche schon früher an der Unternehmung betheiligt waren, die Leitung der Concerts spirituels und hoben sie auf eine achtungswerthe Stufe. Insbesondere verdankte man es denselben, daß Beethoven’s Werke dem Publikum vorgeführt, und dadurch der Geschmack an classischen Tonwerken angeregt wurde. Karl Holz, ein tüchtiger Violinspieler, war die Seele der Unternehmung. Er hinterließ ein Notizenbuch mit den werthvollsten Daten über die Musikzustände Wiens, insbesondere über seinen Freund Beethoven; da aber der größte Theil in nur dem Verfasser erkennbaren Schlagworten und Abkürzungen geschrieben ist und der Tod die beabsichtigte Herausgabe dieses Werkes von Seite des Verfassers selbst vereitelt hatte, so scheint die Ausbeute daraus geringer ausgefallen zu sein, als gehofft wurde. Holz war im Leben ein geist- und gemüthvoller Mann und wußte [244] ebenso durch seine Kenntnisse, als durch seinen Witz zu unterhalten. Zur Zeit als Rossini nach Wien kam und Beethoven einen Besuch abstatten wollte, äußerte er gegen Holz: „Ich fürchte, bei Beethoven’s Schwerhörigkeit, er werde mich nicht verstehen“. – „Nun“, meinte Holz, „so mögen die Herren, wie es in den Aemtern gebräuchlich ist, miteinander Noten wechseln“. Man vermuthete in Holz’s Nachlasse auch mehrere Briefe von Beethoven, welche sich durch ihren launigen und ganz eigenthümlichen Styl hervorgethan haben sollen. Die „Presse“ theilte seiner Zeit einen solchen öffentlich mit. Ueber die mit Beethoven versuchte, im Scherz unternommene Zusammenstellung echt deutscher Kunstausdrücke für musikalische Gegenstände siehe das nähere in den Quellen.

Oesterreichisches Morgenblatt, redigirt von Isidor Geiger, 2. Folge, 1858, S. 96. – Krakauer Zeitung 1858, Nr. 265. – Frankfurter Konversationsblatt 1858, Nr. 315. – Theater-Zeitung, redigirt von Adolph Bäuerle, 1858, Nr. 264: „Holz war es, der, als Beethoven die berühmte Sonate Op. 101für das „Hammerclavier“ geschrieben, mit demselben die Zusammenstellung der deutschen Kunstausdrücke fertigte, deren Mittheilung interessiren dürfte. Arie nannten sie: Luftsang, Einsang; Baß: Grundsang; Canon: Kreisfluchtstück; Chor: Vollsang; Clavier: Tastenspiel, Hammerklangwerk; Compositeur: Tonsatzwerker; Concert: Tonstreitwerkversammlung, Tonstreitwerk, Tonkampf; Concertgeber: Tonstreitwerkunternehmer; Concertmeister: Tonstreitwerkmeister, Tonkampfmeister; Dilettant: Kunstzeitvertreibliebender; Phantasie: Launenspiel; Fuge: Tonfluchtwerk, Fluchtstück: Instrument: Klangmachwerk, Zeug, Klangwerkzeug; Capellmeister: Tonkünstlermeister, Tonmeister, Obertonmeister; Musik: Tonwerkerei; Musikalisch: Tonkünstig; Musikdirector: Tonwerkordner, Tonvorsteher: Oper: Singwerk; Orchester: Tongerüst. Tonkünstlerbühne, Tonwerkerschaar; Symphonie: Zusammenklangwerk; Sonate: Klangstück; Trompete: Schmettermessing, Schmetterrohr; Trompeter: Schmettermessingwerker; Violinquartett: Geigenstück, und noch viele andere urdeutsche komische Benennungen.“ –