Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 408. (Quelle)
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Henri Herz (geb. zu Wien 6. Jänner 1806). Fétis in seiner „Biographie universelle des Musiciens“ und nach diesem das „Schladebach-Bernsdorf’sche Universal-Lexikon der Tonkunst“ (Dresden, Schäfer) Bd. II, S. 394, das „Brockhaus’sche Conversations-Lexikon“ 10. Auflage, Bd. VII, S. 667 und die bei Firmin Didot FF. erscheinende Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer Tome XXIV, p. 551, geben Wien als Geburtsort dieses Virtuosen an. Andere Werke, wie Gaßner’s „Universal-Lexikon der Tonkunst“, und Schilling’s „Das musikalische Europa“, nennen dessen Geburtsort nicht. Auf die Richtigkeit der Angabe von Fétis hin findet Herz, der sonach dem Kaiserstaate die Geburt, wenn auch sonst weiter nichts zu verdanken hat, eine Stelle in unserem Lexikon. Sohn jüdischer Eltern, die aber später zur christlichen Religion übertraten, erhielt er seine erste musikalische Ausbildung durch seinen Vater, später durch Daniel Hünten, einen geschickten Organisten in Coblenz. Bereits 1817 kam H. nach Paris, wurde Zögling des Conservatoriums und erhielt den ersten Preis mit einer Composition für das Piano. Unter günstigen Umständen faßte er als Pianist festen Fuß in der Weltstadt, unternahm in den Jahren 1831 und 1834 mit dem Violinvirtuosen Lafont Kunstreisen durch Deutschland, England, Schottland und Amerika und machte gute Geschäfte. H. zählte seiner Zeit zu den besten Pianisten. Eleganz des Vortrages und Reinheit zeichneten ihn aus. Als Componist entwickelte er eine große Fruchtbarkeit, und die Zahl seiner Compositionen übersteigt bereits das zweite Hundert. Sie besitzen auch nach Urtheilen von bewährten Musikkennern, „eine glatte, elegante und schimmernde Außenseite, fallen angenehm in’s Ohr und geben ohne gerade schwer zu sein, dem Spieler Gelegenheit zur Entfaltung seiner Fingerfertigkeit“; ihrem geistigen Gehalte nach sind sie aber nichts als „eitler Flitterstaat“, bieten das zufällige aber zugleich nichtssagende Aeußere einer graziösen Kokette, und sind, da ihre Flachheit nicht ab-, sondern zunahm, selbst von den Pulten der Dilettanten verschwunden. Der Mehrtheil seiner Compositionen – Variationen, Rondo’s, Phantasien, Concerte, Etuden, Divertissements – ist bei Schott in Mainz erschienen. H. lebt in Paris, wo er Unterricht ertheilt und eine Pianofortefabrik begründet hat; eine von ihm herausgegebene „Methode de Piano“ wird geschätzt, auch ist er der Erfinder des Dactylon’s, eines Instrumentes, welches dazu dient, der Hand eine größere Spannung zu verleihen, die Finger gelenkig zu machen und zu stärken und dadurch ein gleichförmiges, elegantes Spiel zu bewirken. [Die Quellen sind bereits Eingangs dieser Skizze genannt worden.] –