BLKÖ:Hermann, Michael Cajetan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hermann, Bernhard
Band: 8 (1862), ab Seite: 388. (Quelle)
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Hermann, Michael Cajetan (Consistorialrath und theologischer Schriftsteller, geb. zu Michelsdorf im Saazerkreise Böhmens 27. September 1756, Todesjahr unbekannt, lebte noch 1835). Studirte die Philosophie und Theologie in Prag. Ein Augenleiden erregte in ihm die Besorgniß, vom Priesterstande ausgeschlossen zu werden, und er begann das Studium der Rechte; als aber sein Uebel gehoben worden, kehrte er zur Theologie zurück, trat in den Orden der Dominikaner, legte zu Leitmeritz das Ordensgelübde ab und beendete in Prag seine theologischen Studien und zwar in dem von Kaiser Joseph II. einige Jahre zuvor errichteten Generalseminarium. 1788 erhielt er die Priesterweihe und trat, nachdem er aus dem Verbande seines Ordens getreten war, in die Seelsorge. Er begann dieselbe zu Ockenau, einem zur Herrschaft Klösterle gehörigen Dorfe, kam nach neun Jahren, 1797, als Pfarrer nach Knöschitz und 1802 als solcher nach Dehlau, wurde zuletzt Dechant und Leitmeritzer bischöflicher Consistorialrath. Die Muße, welche ihm sein Seelsorgeramt übrig ließ, widmete er literarischen Arbeiten und seine Andachts- und pädagogischen Schriften gehören zu den besten ihrer Art, wie es die zahlreichen Auflagen von vielen derselben beweisen. Indem hier nur die Titel der erheblicheren Druckschriften mitgetheilt werden, wird betreffs der übrigen auf das in den Quellen angeführte Kayser’sche „Bücher-Lexikon“ hingewiesen. Hermann gab heraus: „Unterhaltungen eines Christen mit Gott und seinen Heiligen“ (Prag 1802, Widtmann, Achte Aufl. 1820), in’s Böhmische übersetzt von Canonicus Pařizek; – „Fest- und Gelegenheitspredigten“. 3 Jahrgänge [389] à 2 Bde. (Prag 1803 u. f., 3. Aufl. 1817, 8°.); – „Sittenlehren in Beispielen“. 2 Thle. (Prag 1803, 8°., mit K. K.); – „Einige der gangbarsten Sprichwörter näher erläutert und zu Predigten anwendbar gemacht“. 3 Bdchn. (Prag 1805, 8°.); – „Biographien verklärter Freunde Gottes. Mit angehängten Sittenlehren auf alle Tage des Jahres“. 2 Bde. (Prag 1808, gr. 8°.); – „Gespräche zur Verminderung des Aberglaubens“. (ebd. 1809, gr. 8°.); – „Kurze Volkspredigten auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres“. 4 Jhrgge., jeder in 2 Thln. (Prag 1809–1815, gr. 8°., 2. Ausgabe Mainz 1833); – „Schul- und Erziehungsreden“ (Prag 1810, Neue Ausgabe Mainz 1833, gr. 8°.); – „Interessante Wahrheiten nach den Bedürfnissen unserer Zeit in Briefen“. 2 Bde. (Prag 1812); – „Interessante Geschichten und Erzählungen“ (Prag 1817); – „Religionsgespräche über Gott und seine Eigenschaften in sokratischer Lehrform“ (ebenda 1818); – „Sophron, der erfahrene Rathgeber in den wichtigsten Angelegenheiten des Lebens“ (Prag 1819); – „Beschreibung mannigfaltiger Religionen in der Welt, sammt einem chronologischen Verzeichnisse der merkwürdigsten Glaubensstreitigkeiten“ (Pesth 1821, Hartleben, 8°.); – „Andachts- und Erbauungsbuch nach den Bedürfnissen unserer Zeiten“ (Prag 1829, 5. Auflage 1841); – „Der Seelsorger in seinen wichtigsten Amtsgeschäften“ (Prag 1814, neue Aufl. 1831). Hermann sollte anfänglich dem Schulfache sich widmen und im Jahre 1789 wurde ihm auch die Directorsstelle zu Kladrau angetragen, aber die Gemeinde zu Ockenau, wo er Caplan war, bat ihn inständig, zu bleiben, und er gab diesen Bitten nach. Die Knöschitzer Pfarre, die er erst in 9 Jahren erhielt, war die magerste im ganzen Saazerkreise; aber H. ließ sich dadurch nicht beirren und wirkte auf derselben wie später auf der etwas bessern zu Dehlau als wahrer Wohlthäter seiner Gemeinde. Fern von allem Ehrgeize, fühlte er sich in ländlicher Ruhe im Kreise seiner Gemeinde, die ihn wie einen Vater verehrte, glücklich, und wirkte als Seelsorger und Schriftsteller in gleich ersprießlicher Weise.

Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien 1810, Ant. Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. IV, S. 143–149. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI und Supplement, S. 480. – Kayser (Christian Gottlob), Vollständiges Bücher-Lexikon (Leipzig 1835, Schumann, 4°.) Bd. III, S. 117 und 118; Bd. VII, S. 423; Bd. IX, S. 412. – Porträt. Dasselbe im Stiche befindet sich vor dem ersten Bande seiner „kurzen Volkspredigten auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres“. –