BLKÖ:Heimerle-Schindelka, Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 214. (Quelle)
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Heimerle-Schindelka, Franz (Officier in der k. k. Armee, Erfinder einer neuen Kanone), Zeitgenoß. Der Name dieses Officiers, welcher gegenwärtig im 30. Infanterie-Regimente Feldmarschall Graf Nugent dient, wurde anläßlich einer von ihm erfundenen Kanone viel genannt. Diese übertrifft nach Meinung Sachverständiger sowohl die Armstrong- als Whitworth-Kanone in Hinsicht auf Trefffähigkeit, Tragweite, Percussionskraft und gestattet eine größere Schnelligkeit beim Laden als die genannten. Der Erfinder, damals in Josephstadt, hat mit einem Modelle seiner Erfindung in einem Sechstel natürlicher Größe Proben abgelegt. Aus diesem nur 14 Zoll langen Geschütze wurden halbpfündige Spitzkugeln mit einem Sechstel Loth Pulverladung, auf Distanzen von 160, 500 und 1000 Schritte geschossen. Die Percussionskraft war außerordentlich, auf die erste Distanz durchschlug die Kugel einen schuhdicken Eichenklotz und drang nach 30 Schritten anderthalb Schuh tief in die Erde. Auf die Distanz von 1000 Schritten, welche das Geschoß mit derselben Ladung ohne Aufschlag erreichte, wurde ein 6 Zoll dicker Pfosten durchgeschossen, bei 6° Elevation und 1700 Schritt Entfernung drang das Spitzgeschoß nach drei Gellern noch einen Schuh in die Erdbrustwehre. Das Geschütz wird von rückwärts geladen, der einfache Verschluß ist auch für die Dauer sicher. Die Ladung erfolgt so schnell, daß selbst eine ungeübte Bedienungsmannschaft zehn Schuß in der Minute abfeuern kann. Der Erfinder versichert, aus seinem Geschütze (in natürlicher Größe) ein 15pfündiges Geschoß mit 20 Loth Pulverladung auf 15.000 Schritt zu treiben, so daß diesem Geschütze selbst die stärksten Panzerschiffe nicht widerstehen können. Als Vortheile dieses Geschützes ergeben sich: Größere Percussionskraft, Tragweite und Trefffähigkeit als alle bisher construirten Geschütze; die größte Schnelligkeit und Einfachheit und Gefahrlosigkeit im Laden; einfachere Anfertigung der Munition; weniger Bedienungsmannschaft; weniger Pulverladung; braucht das Rohr nie gewischt zu werden, da jeder Schuß den vorhergehenden reinigt; ist bei der eigenthümlichen Construction die Erhitzung des Rohres sehr gering; können sowohl volle und Hohlkugeln, als auch Kartätschen geschossen werden; längere Dauer des Rohres; kann das Geschütz bei einem Ueberfalle durch Wegnahme eines einzigen Ringes unbrauchbar und im Wiedereroberungsfalle gleich wieder dienstbar gemacht werden; fallen Ladestock, Wischer, Wasserkübel weg; ist dieses Geschütz viel leichter als die gleichartigen bestehenden Kaliber; könnten nöthigenfalls die bestehenden ungezogenen Kanonen in dasselbe umgeändert werden. Die „Deutsche allgemeine Zeitung“ 1861 in der Beilage zu Nr. 25, S. 256 berichtet, daß der Erfinder in Folge dieses Ergebnisses [215] zum Hauptmann in der Artillerie avancirt und mit einem Ehrengeschenke von 20.000 fl. belohnt worden sei. Was an dieser Nachricht wahr, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt; der (amtliche) Militär-Schematismus für die zwei Jahre 1860 und 1861 führt H. noch unter den Unterlieutenants des Infanterie-Regiments Feldmarschall Graf Nugent Nr. 30 auf.

Militär-Zeitung (Wien, 4°.) 1860, Nr. 64. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1860, Nr. 185, S. 292. – Fremdenblatt (Wien, 4°.) 1860, Nr. 220. – Deutsche allgemeine Zeitung (Leipzig, 4°.) 1860, Beilage zu Nr. 25, S. 256. – Gratzer Zeitung 1860, Nr. 183.