BLKÖ:Hanslick (Hanslik), Joseph Adolph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 335. (Quelle)
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Hanslick (häufiger Hanslik), Joseph Adolph (Bibliograph und Schriftsteller, geb. 1785 zu Lischau bei Rakonitz im westlichen Böhmen, gest. zu Prag 2. Februar 1859). Ursprünglich zum geistlichen Stande bestimmt, fühlte er sich, namentlich von seinen Professoren Meißner und Meinert (an der Prager Universität) zu literarischen und ästhetischen Studien angeregt und nahm die Stelle eines Scriptors an der Prager Universitätsbibliothek an. In die Zeit seiner Anstellung in dieser Bibliothek vom Jahre 1822 bis 1836 fällt die Periode seiner bedeutendsten schriftstellerischen Thätigkeit, die sich von poetischen und humoristischen Versuchen, die in Prager Zeitschriften erschienen, immer entschiedener um Aesthetik und Bibliographie concentrirte. Er gab zuerst die „Uebersicht der logischen Formen als Hilfsmittel beim öffentlichen und Selbstunterrichte“ (Prag 1822, Enders, gr. Fol.), und im folgenden Jahre die von seinem Freunde, dem damaligen Professor der Aesthetik J. H. Dambeck [s. d. Bd. III, S. 137] hinterlassenen „Vorlesungen über Aesthetik“, 2 Bde. (Prag 1823, 8°.), heraus. Im Jahre 1852 veröffentlichte H. mit Unterstützung der kais. Akademie [336] der Wissenschaften sein Hauptwerk: Die „Geschichte und Beschreibung der Prager Universitätsbibliothek“, eine Frucht des andauernsten Fleißes und seltener Gründlichkeit, an der er über 30 Jahre arbeitete. Das Werk erschien nur in 200 Exemplaren, ohne des Verfassers in der Vorrede ausgesprochene ironische Besorgniß wahr zu machen, daß sie nur einen Leser, nämlich den Autor selbst finden werde. Dasselbe erwarb vielmehr dem gelehrten Verfasser einen ehrenvollen Namen im In- und Auslande und hat als einzige, dem Forscher unentbehrliche authentische Beschreibung der Prager Bibliothek bereits das Verdienst gehabt, manchen vergrabenen Schatz dem Lichte zugeführt zu haben; ist aber leider durch den Mangel eines Materien- und Namen-Index, der einem Werke dieser Art nie fehlen sollte, nur sehr schwer benützbar. Andauernde Kränklichkeit veranlaßten H., im Jahre 1836 sein Amt aufzugeben. Von da an lebte er vollständig seinen (größtenteils philosophischen) Studien und der Erziehung seiner Kinder. Er starb nach langem Leiden, mit stoischem Gleichmuthe dem Tode so ruhig in’s Auge sehend, daß er wenige Tage vor seinem Hinscheiden seine Todesanzeige selbst aufgesetzt hatte. Er hinterließ drei Söhne und zwei Töchter, unter ersteren den von Fachmännern als Autorität anerkannten Musikschriftsteller Eduard Hanslick [s. d. Vorigen].

Bohemia (Prager Unterhaltungsblatt, 4°.) 1859, Nr. 31. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1859, Nr. 815, in der „Todtenschau“. – Krakauer Zeitung 1859, Nr. 29, in der Rubrik „Kunst und Wissenschaft“.