BLKÖ:Hamilton, die Künstlerfamilie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hamerník, Joseph
Band: 7 (1861), ab Seite: 263. (Quelle)
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Hamilton, die Künstlerfamilie. Anton Ignaz, Ferdinand Philipp, Franz, Jacob (James), Johann, Johann Georg und Karl Wilhelm. Ueber die verwandtschaftliche Stellung der oben in alphabetischer Ordnung genannten Hamilton’s siehe das Nähere unten in den Quellen. Anton Ignaz (geb. in Wien 1696, gest. zu Hubertsburg 1770) war ein Sohn Johann Georg’s und Enkel Jacob’s; er war ein Schüler seines Vaters und bildete sich gleich diesem in der Thiermalerei und im Stillleben aus. Der Herzog von Sachsen-Weimar nahm ihn in seine Dienste, worauf er in einigen Jahren als Hofmaler in jene August’s III., Königs von Polen und Churfürsten von Sachsen, trat. – Ferdinand Philipp öfter auch umgekehrt oder nur Ferdinand oder Philipp genannt (geb. zu Brüssel 1664, gest. in Wien 1750), ältester Sohn Jacob’s und dessen Schüler; malte gleich ihm Vieh- und Pferdestücke und erwarb sich mit seinen Arbeiten einen Namen. Kaiser Karl VI. berief ihn an seinen Hof und beschäftigte ihn vielfach. Von seinen Bildern, die auf den Landsitzen und Schloss fern des österreichischen Adels öfter angetroffen werden, befinden sich in der kais. Bildergallerie im Belvedere zu Wien: „Leopard und Geyer“ (gemalt 1722 auf Leinwand); – „Kleine todtes Geflügel auf der Erde liegend“ (gem. 1749, Leinwd.); – „Verschiedenes todtes Geflügel“ (Leinwd.); – „Vier Truthühner von einem Fuchse belauscht“ (gem. 1722, Leinwd.); – „Drei Gemsen auf einer Anhöhe“ (1722, Leinwd.); – „Vier Geier verschiedener Art“ (1723, Leinwd.); – „Wölfe um einen erlegten Hirsch“ (1720, Leinwd.); – „Verschiedene Wasservögel, darunter ein Pelikan an einem Wasser“ (1724); – in der Gemäldegallerie der Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu Prag zwei „Thierstücke“, Geflügel verschiedener Art vorstellend; – in der Biehler’schen Sammlung in Wien (St. Ulrich, Nr. 153): „Silberfasan und Goldfasan“; – „Silberfasan, der eine Heuschrecke hascht“; – „Todtes Geflügel, Schneehuhn, Grünspecht, Gimpel und andere kleine Vögel“; – auch die fürstlich Eßterhazy’sche Gemäldegallerie in Wien besitzt mehrere Gemälde von Hamilton; Hamilton bezeichnete seine Bilder entweder: Philip. F. d’Hamilton S(uae) C(aesareae) M(ajestatis) C(urialis) P(ictor), oder einfach: P. F. de Hamilton pinxit; – Franz (geb. um 1639, gest. ?). Nagler hält diesen Künstler für einen Bruder Jacob’s (James); Franz stand 1661 zu Cleve in churfürstlich brandenburgischen Diensten; 1670 begab er sich nach Wien, wo er bis 1683 malte, in diesem Jahre folgte er aber einem Rufe des Churfürsten von Bayern nach München, wo er als Hofmaler mit 1400 fl. Jahrgehalt angestellt war. Als nach vier Jahren ihm sein Gehalt nicht weiter ausbezahlt wurde, verließ er 1687 München und seither ist jede weitere Spur von ihm verwischt; Franz malte Blumen und Fruchtstücke, Pferde und auch andere Thierstücke. – Jacob, gewöhnlich James (geb. um 1640, gest. um 1720). Der erste der Hamiltons, der unter Cromwell’s Regierung sein Vaterland Schottland verließ und nach Brüssel zog. Er malte vornehmlich Stillleben, die sehr geschäht werden. Seine Söhne sind Ferdinand Philipp, Johann Georg und Karl Wilhelm. – Johann, gewöhnlich John (gest. um 1750 zu Wien), war ein Sohn Ferdinand Philipp’s und erwarb sich als Pferdemaler einen berühmten Namen; er malte übrigens auch Jagdstücke und war insbesondere ein correcter Zeichner. Seinen [264] Arbeiten begegnet man öfter auf den Schlössern des niederösterreichischen Adels. Sein Todesjahr, welches Nagler nicht angeben kann, setzt Tschischka S. 363 um das Jahr 1750 an. – Johann Georg oder öfter auch John Georg[WS 1] (geb. zu Brüssel 1666, nach Anderen 1672, gest. zu Wien um 1733). Zweiter Sohn Jacob’s und Bruder Ferdinand Philipp’s und Karl Wilhelm’s; erhielt den Unterricht in der Kunst von seinem Vater; er malte Blumen, Früchte, Insecten mit großer Meisterschaft, vornehmlich berühmt ist er als Pferdemaler und verstand er als solcher insbesondere das Charakteristische der verschiedenen Racen zum Ausdrucke zu bringen. Er malte viele Jahre in Brüssel, begab sich aber dann nach Wien zu seinem Bruder. Von Wien folgte er einem Rufe an den Hof nach Berlin, wo er bis zum Tode Friedrich’s I. verblieb, dann aber wieder nach Wien zurückkehrte und daselbst als Cabinetsmaler des Fürsten von Schwarzenberg starb. Doch lauten über ihn die Angaben verschieden; nach Fr. Müller’s und nach dessen Tod von Klunzinger fortgesetztem Werke: „Die Künstler aller Zeiten und Völker“, Bd. II, S. 339, wäre er aus preußischen in Dienste des Churfürsten von Bayern getreten und 1733 in München, nach Nagler und Tschischka im genannten Jahre zu Wien, nach Krafft und Engert zu Wien, bei beiden im Index 1737, im Texte 1740, gestorben. Von seinen Arbeiten befinden sich zu Wien in der kais. Gemäldegallerie im Belvedere: „Vier Pferde und zwei Füllen in einer Landschaft weidend“; – „Fünf Pferde auf der Weide“; – „Das kais. Gestüte zu Lipicza in Krain mit einer Menge (72) nach der Natur gemalter Pferde“ (gem. 1727, 5′ 8″ H., 8′ 10″ Br.); – „Hirsch und zwei Rehe in einer Landschaft“; – „Auf der Erde liegender Eberkopf, daneben allerlei Jagdgeräthe“ (gem. 1718); mehrere seiner Pferdestücke befinden sich im kais. Lustschlosse zu Schönbrunn, in der Bildersammlung des Stiftes Kremsmünster und an anderen Orten. Er unterzeichnete sich auf mehreren Bildern: Jean Georg d’Hamilton Peintre de Cabinet de S. M. J. et Catholique. – Karl Wilhelm (nach Tschischka S. 363 geb. zu Wien 1668, gest. zu Augsburg 1754), Sohn Jacob’s und Bruder Ferdinand Philipp’s und Johann Georg’s. Nagler’s Angabe, daß er 1670 (nach Anderen 1668) in Brüssel geboren sei, erscheint uns wahrscheinlicher, da sein Vater Jacob in Brüssel sich seßhaft niedergelassen und es nicht bekannt ist, daß derselbe in Wien gemalt habe. Die Kunst erlernte er bei seinem Vater. Karl Wilhelm trat in Dienste des Bischofs Alexander Sigmund von Augsburg. Mit der Kammerdienerstelle, die er bei diesem Kirchenfürsten bekleidete, ist nicht der untergeordnete Posten gemeint, den man heut’ zu Tage unter diesem Titel versteht; dieß war zu jener Zeit ein Ehrenamt, welches Künstlern und Musikern öfter als Auszeichnung und um ihnen volle Muße zur Arbeit zu geben, verliehen wurde. Karl Wilhelm malte für den Bischof viele Bilder, u. z. Porträte, Vögel, Amphibien, Insecten, Schwäne, Pflanzen, vornehmlich Disteln und für den bischöflichen Marstall große Pferdestücke. Seine Arbeiten sind mit großem Fleiße und seltener Kunstfertigkeit ausgeführt; er malte auf Leinwand, aber auch auf Holz und Metall, und haben die auf den zwei letztgenannten Stoffen ausgeführten Bilder oft und zwar eine den Eindruck störende Spiegelglätte. Seine Porträte sind werthlos. Seine Arbeiten, [265] wie auch die seiner Brüder, sind in den kön. bayerischen Sammlungen ziemlich gut vertreten.

Die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Hamilton’s sind nicht ganz festgestellt. Nagler, der jedenfalls als Autorität gelten kann, meint: Jacob (James) und Franz seien Brüder gewesen. Jacob’s Söhne waren: Johann Georg, Karl Wilhelm und Ferdinand Philipp. Johann Georg und Ferdinand Philipp hatten jeder einen Sohn, die als Künstler bekannt geworden; Johann Georg’s Sohn hieß Anton Ignaz, jener Ferdinand Philipp’s hieß John. – Nähere Nachweisungen über die Hamilton’s enthalten: Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1837, A. Fleischmann, 8°.) Bd. V, S. 538 u. 539 [enthält Nachrichten über sämmtliche H.]. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Friedr. Beck, gr. 8°.) S. 36, 363 [über Anton Ignaz]; S. 363 [über Karl Wilhelm]; S. 50, 363 [über Jacob]; S. 43, 50, 63, 363 [über Philipp Ferdinand]; S. 43, 50, 73, 363 [über Johann]; u. S. 36, 43, 73, 125, 363 [über Johann Georg]. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Section, 2. Bd. S. 18 [über James (Jacob), Philipp Ferdinand, Johann Georg, Anton Ignaz] – Die Künstler aller Zeiten und Völker ..., begonnen von Professor Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 338 [über alle Hamilton]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1849, gr. 8°.) Bd. XIV, S. 942 [über alle Hamilton]. – Wiens Kunstsachen oder Führer zu den Kunstschätzen Wiens mit hauptsächlicher Berücksichtigung der Gemälde (Wien 1856, L. W. Seidel, kl. 8°.) S. 10 [über Johann Georg und Philipp Ferdinand]. – Krafft (Albrecht), Verzeichniß der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien (Wien 1855, Pichler’s Witwe u. Sohn). Fünfte Aufl. S. 66, 68, 69, 176, 269 [Ueber Joh. Georg]; S. 67, 68, 69, 71, 111, 114, 175 [über Philipp Ferdinand]. – Engert (Erasmus), Catalog der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien (Wien 1858, Gerold, 8°.) S. 53, 55, 199 [über Joh. Georg]; S. 53, 54, 55, 58, 94, 96, 199, 218 [über Philipp Ferdinand].

Anmerkungen (Wikisource)