BLKÖ:Haberler, Anton Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 115. (Quelle)
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Haberler, Anton Ritter von (Bürgermeister von Brünn, geb. daselbst am 7. Jänner 1796). Entstammt einer geachteten Bürgersfamilie, welche seit mehr denn einem Jahrhundert in Brünn lebt. Der Großvater Leopold H. (gest. 1775) war im Jahre 1751 Stadthauptmann über eine Compagnie, im Jahre 1764 Primator, dann Stückhauptmann. Er hinterließ 14 Kinder, darunter 9 Söhne. Von diesen war Franz Xaver H. churfürstlicher Caplan und starb als Beichtvater der Prinzessin Auguste von Sachsen im Jahre 1789; ein zweiter, Ignaz, war Weltpriester in Dresden im sogenannten deutschen Hause; ein dritter trat in den Minoriten-Orden, wurde Missionär in Amerika (Lima), über seinen Tod gelangte keine Nachricht in seine Heimath. Der jüngste, Joseph (geb. 4. Februar 1752, gest. 27. April 1834), war Arzt, seit 1793 Stadtphysikus von Brünn und Hausarzt des bischöflichen Alumneums. Sein Sohn ist der gegenwärtige Bürgermeister Brünns, der oben genannte Anton. Dieser beendete die philosophischen Studien in Brünn, hörte 1813–1816 die Rechte, widmete [116] sich dem Staatsdienste und trat am 27. Sept. 1816 bei dem mährisch-schlesischen Landrechte ein; er wurde am 8. März 1829 mährisch-schlesischer Landrath, am 23. März 1836 Appellationsrath, 13. Jänner 1850 Oberlandesgerichtsrath und am 11. Februar 1854 erster Rath des neu organisirten mähr. schles. Oberlandesgerichtes. In der Zwischenzeit von 1837 bis 1851 fungirte H. auch bei anderen Aemtern und Commissionen. Als sich in Brünn der große Gemeindeausschuß constituirte, berief ihn das Vertrauen seiner Mitbürger in denselben und dann durch Wahl an die Spitze der neu gebildeten großen Gemeinde als deren ersten Bürgermeister. Am 19. Juni 1851 wurde diese Wahl Allerhöchsten Orts genehmiget. In dieser Stellung entwickelt H. eine segensvolle Wirksamkeit; insbesondere sind es die humanistischen Anstalten Brünns, denen er seine Theilnahme und Sorgfalt durch thätiges Eingreifen in ihren Geschäftsgang oder durch Beischaffung der nöthigen Mittel zuwendet. Im Arbeiter-Unterstützungs-Comité – denn Brünn ist eine bedeutende Fabrikstadt – führte H. vom 4. Juli 1848 bis Ende September 1849, also in der drangvollsten Zeitepoche für die Arbeiter, Casse und Rechnung. Als Leiter betheiligt er sich bei dem mährisch-schlesischen Schutzverein und der Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder, ist unterstützendes Mitglied des Kinderspitales bei St. Cyrill und Methud und Curator des Vereines zur Unterstützung der Waisen und Witwen bei Todesfällen der Beamten. Mit H. beginnt für die Geschichte der Commune Brünns ein neuer Zeitabschnitt, denn nach Jahrhunderten ihres Bestehens ist sie, erst seit H. ihr Bürgermeister ist, mit allen ihren Theilen zu einer Gemeinde vereiniget worden. Im Jahre 1855 wurde H. in Anerkennung seines humanistischen Wirkens und seiner Verdienste um die Commune von Sr. Majestät die Ritterstandswürde verliehen.

Neuigkeiten (Brünner Blatt) 1855, Nr. 40. – Ritterstands-Diplom vom 27. November 1854. – Wappen. Ein von Schwarz und Gold quer getheilter Schild, worin auf einem, aus dem Fußrande sich erhebenden schwarzen Dreiberge ein aufgerichtet schreitender Löwe in gewechselten Tincturen, mit ausgeschlagener rother Zunge und in der rechten Vorderpranke eine goldene Haferstaude vor sich tragend, zu sehen ist. Auf dem Schilde ruhen zwei gekrönte Turnierhelme. Aus der Krone des rechten Helmes wächst ein goldener, roth bezungter Löwe, in der linken Vorderpranke die goldene Haferstaude vor sich haltend, nach innen gekehrt, hervor. Die Krone des linken Helmes trägt einen geschlossenen schwarzen, mit einem goldenen Sterne belegten Adlerflug.