Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gurlitt, Ludwig
Band: 6 (1860), ab Seite: 37. (Quelle)
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Gurk, Eduard (Maler, geb. in Wien 1802, gest. in Jerusalem 31. März 1841). Schon sein Vater, der an der fürstlich Eßterházy’schen Bibliothek und Gallerie angestellt war, war ein nicht unbegabter Künstler. Sein bedeutendes mechanisches Talent hatte des Fürsten Aufmerksamkeit auf sich gelenkt; durch den eigenen Genius geleitet, baute er auf Kosten des Fürsten ein großes Spiel-Orgelwerk, mit welchem eine Reise zu unternehmen und es zur Schau zu stellen, sein Mäcen ihm großmüthig [38] erlaubte. In Begleitung seines Sohnes Eduard reiste Vater G. durch ganz Europa, besuchte Schweden, Dänemark, Holland, Frankreich, England und legte mit dem Erlös dieser Kunstreise den Grund zu seinem bedeutenden Vermögen. Zu gleicher Zeit bildete er sein Malertalent aus und war bedacht, es auch bei seinem Sohne, wo es sich in nicht geringer Bedeutung zeigte, zu pflegen. In England machten sich Vater und Sohn die, namentlich durch des letztern Werke, so beliebt gewordene Art der Aquarell-Malerei eigen. Als sie nach Wien zurückgekehrt waren, besuchte der Sohn die Akademie der bildenden Künste. Bald erregten seine Arbeiten die allgemeine Aufmerksamkeit, sie wurden gesucht und gut bezahlt. Se. Majestät der Kaiser Franz und der damalige Kronprinz Ferdinand gaben dem Künstler Aufträge, zugleich ward ihm die Ehre zu Theil, den Allerhöchsten Hof auf Seinen Reisen zu begleiten, und die interessanten Gegenden, welche auf diesen Reisen berührt wurden, sowie die denkwürdigsten Momente derselben, durch seine Kunst zu verherrlichen. So wurde G. Augenzeuge der Krönungsfeierlichkeiten in Prag und Mailand, welche er mit künstlerischer Vollendung ausführte. Die zahlreichen Kunstblätter dieser Reisen befinden sich alle im Besitze des kaiserlichen Hofes. Auch erschien von ihm: „Erinnerungsblätter an die Krönung des Erzherzogs Kronprinzen Ferdinand zum König von Ungarn, nach der Natur gezeichnet“ (36 Bl. col. in Fol., zus. 86 fl. 24 kr.). Gurk wurde nun in Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen zum Hofkammermaler ernannt. Im J. 1840 erhielt er die Erlaubnis zu einer Reise nach Palästina und Syrien, um für den Hof eine Reihe von Darstellungen der sehenswürdigsten Ansichten jener Länder auszuführen. Im September 1840 verließ er Wien, und aus Beyrut vom 16. März 1841 ist sein neunter und letzter Brief von diesem Kunstausfluge datirt. Zwei Wochen später war er einem typhösen Fieber erlegen, von dem er unmittelbar nach seiner Ankunft in Jerusalem befallen worden. G. hatte noch nicht das 40. Jahr erreicht. In den letzten Jahren seines Lebens war er nicht ganz von Kränklichkeit frei, insbesondere litt er an Augenschwäche, so daß er oft selbst Erblindung befürchtete. Haben ihm seine Kunstleistungen ein bleibendes Andenken in der Kunstgeschichte gesichert, im Herzen der Menschheit setzte er sich durch sein Vermächtniß auch ein schönes Denkmal. Er verfügte, daß sein Vermögen – nämlich zwei Häuser in Penzing bei Wien (Nr. 113 und 192), sein bares Vermögen und das aus dem Verkauf seiner Gallerie zu lösende Erträgniß – zur Stiftung eines Versorgungshauses in Penzing für alte und unvermögende Bewohner dieses Ortes verwendet werde. Außer den unten in den Quellen näher bezeichneten Briefen hat er in der „Theater-Zeitung“ auch mehrere andere Aufsätze künstlerischen Inhalts veröffentlicht.

Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle 1841, Nr. 139: „Nekrolog“ von F. C. Weidmann. – Dieselbe, Nr. 212, 217, 227, 228, 229, 230, 232, 242, 260, 261, 272, 273, 276, 278, 290, 292, 293: Erster bis neunter (letzter) Brief von seiner Reise nach Tirol, Italien, Palästina und Syrien. In Nr. 212 in einer Anmerkung biographische Ergänzungen. – Müller (Fr.), Die Künstler aller Zeiten und Völker (Stuttgart, Ebner u. Seubert. 1856 u. f., gr. 8°.) Bd. II, S. 324. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München, Fleischmann, 8°.) Bd. V, S. 454.