BLKÖ:Grotto (Groto), Luigi

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Groß, Friedrich
Band: 5 (1859), ab Seite: 376. (Quelle)
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Grotto, Joseph und Luigi Andreas (zwei Brüder, geb. in der Provinz Polesine um die Mitte des vorigen Jahrhunderts). Beide einer Adelsfamilie in Adria entstammend, bearbeiteten einen und denselben Stoff, nämlich das Leben ihres Vorfahren, welches unter dem Titel: „Vita di Luigi Grotto detto il Gieco [377] d’Adria“, u. z. das des Ersteren in Rovigo (1777), jenes von Luigi Andrea in Mantua (1772) erschien. Mehrere Dichtungen von Luigi Andrea gab Franc. Bocchi heraus. Auch war er ein sorgfältiger Sammler und Kenner von Alterthümern. Jener Luigi Grotto auch Groto, dessen Biographie die genannten zwei Brüder bearbeiteten, ist aber allgemein unter dem Namen: „il Cieco d’Adria“ bekannt. Er war zu Adria 7. Sept. 1541 geboren, und ist am 13. Dec. 1585 gestorben. Acht Tage nach seiner Geburt verlor er das Augenlicht, machte aber nichtsdestoweniger seine Studien und erregte durch seine Geistesgaben alsbald die Bewunderung seiner Landsleute. Als er 40 Jahre alt war, wählten ihn seine Mitbürger, um die öffentliche Ansprache bei zwei festlichen Anlässen zu halten, nämlich: bei dem Besuche der polnischen Königin Bona in Venedig, und bei der Installation des Dogen Lorenzo Priuli. Aehnliche Bitten stellten bei anderen Anlässen Ferrara, Bologna, Rovigo an ihn. Ferner wurden seine Tragödien, Komödien, Pastoralen, bei verschiedenen Gelegenheiten dargestellt. Ja in der von Orsato Giustiniani ausgeführten Uebersetzung des „Oedipus“ von Sophokles, welcher im Carneval 1585 zu Vicenza gegeben wurde, spielte er selbst, ungeachtet seiner Blindheit, den Oedipus. Seine Reise von Adria nach Vicenza auf Kosten der Olimpischen Akademie in letzterer Stadt glich einem förmlichen Triumphe. Bankette, Concerte, Feste, wurden überall ihm zu Ehren gegeben. Bald nach diesem letzten Zuge starb er im Alter von 44 Jahren. Den Ruf, der ihn überlebte, verdankt er weniger seinen Dichtungen, als dem Umstande seiner Blindheit. Von ihm sind erschienen eine Uebersetzung des ersten Buches der „Ilias“ (Venedig 1570); – „Adriana“; – „Dalida“, zwei Tragödien; – „Emilia“; – „Il Tesoro“ (Venedig 1580, 12°.); – „L’Alteria“, drei Komödien (Ebd. 1592, 12°.). Diese Lustspiele sind nicht ohne Geist, aber die Zügellosigkeit in der Schilderung der damaligen Sitten und die Gespreiztheit des Styles, machen ihnen Abbruch. Dasselbe gilt auch von den beiden Pastoralen „Calisto“ und „Pentimento amoroso“ (Venedig 1586), in denen er nicht selten gegen die gute Sitte und den Geschmack sich versündigt. Noch erschienen von seinen Schriften: „l’Orazioni volgari e latine“ (Venedig 1585), von denen Barthelemy Viotte eine französische Uebersetzung herausgab; – „Lettere famigliari“ (Venedig 1601, 4°.); denen eine Biographie G.’s vorangeht, und eine Erläuterung zum „Decamerone“ Boccaccio’s (Venedig 1590, 4°.). Gesammelt erschienen seine verschiedenen Schriften zu Venedig (1598, 4°.).

Tiraboschi, Storia della Letteratura italiana Tom. VII, pars II, pag. 147. – Ginguenè, Histoire litteraire d’Italia. Tom. VI, p. 356. – Maffei (Giuseppe), Storia della Letteratura italiana (Mailand 1834, Soc. tipografica de’ Classici italiani, 8°.) II. Bd. S. 113. – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici. …. (Venedig 1857, Naratovich) Appendice S. 26. – Meyers großes Conversations-Lexikon XIV. Bd. S. 155 nennt ihn irrig: il Circo d’Adria, statt: „il Cieco d’Adria.“