BLKÖ:Gorani, Joseph Graf von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gorani, Johann Graf
Band: 5 (1859), ab Seite: 268. (Quelle)
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Gorani, Joseph Graf von (Publizist, geb. zu Mailand 1744, gest. zu Genf 12. Dec. 1819). Einer alten Familie angehörig, erhielt er eine sorgfältige Erziehung in seiner Vaterstadt. Mit Verri, Beccaria, Frisi, Lambertieghi u. A. bildete er einen Verein, betitelt Café, der eine gleichnamige Zeitung herausgab, worin politische und philosophische Fragen verhandelt wurden. Als Gegner dieses Vereins und seines Blattes trat Joseph Baretti mit seinem Journal: „Frutta letteraria“ auf. Eine mächtige Stütze hingegen fand der Verein an den Encyklopädisten in Frankreich. Gorani machte sich alsbald durch seine Angriffe gegen die Regierungen bemerkbar, vor Allem aber durch seine Abhandlung gegen den Despotismus, die er anonym 1770 veröffentlichte. Als die französische Revolution ausbrach, übernahm der Clubb ihre Vertheidigung in seiner Zeitschrift, und für Gorani, der mit den Häuptern der Revolution in Verbindung stand, verlangte und erhielt Bailly von der Nationalversammlung das franz. Bürgerrecht. 1792 kam G. nach Paris und verkehrte mit den Revolutionären der äußersten Richtung. Er betheiligte sich an der periodischen Presse und im „Moniteur“ erschienen seine Briefe an die Fürsten, gerichtet gegen Ludwig XVI. und zu Gunsten der Revolution; auch gab er eine heftige Flugschrift gegen die italienischen Höfe heraus. Alles dies bestimmte den Erzh. Ferdinand, damal. Gouverneur von Mailand. Gorani aus seinem Vaterlande zu verbannen und seine Güter zu confisciren. Nichtsdestoweniger übernahm G. von Seite des Wohlfahrtsausschusses eine geheime Mission für Italien und begab sich an die Schweizer Gränze, aber dem österr. Gesandten Freih. v. Buol gelang es, das Verbot seines Aufenthaltes an derselben zu erwirken. Robespierre’s Sturz machte auch seinen Umtrieben ein Ende; G. begab sich nach Genf u. lebte nun daselbst in stiller Zurückgezogenheit. G.’s Schriften sind: „Traité du Despotisme“, 2 Bde. (1770); – „Plan d’instruction publique“, 2 Bde.; – „Lettres aux Souverains sur la révolution française“ (Paris 1793, 8°.), die Briefe sind an den Herzog [269] von Braunschweig, den König von Sardinien, den Papst und den König von England gerichtet; zuerst erschienen sie, wie schon bemerkt, im „Moniteur“; – „Mémoires secrets et critiques des cours, des gouvernements et des moeurs de principaux états d’ Italie“, 3 Bde. (Paris 1793, Buisson, 8°.), sie enthalten merkwürdige Einzelheiten über die italienischen Höfe, namentlich über Neapel; Fontanes unterzog sie 1797 in seinem „Memoriae“ einer nachsichtslosen Kritik; – „Prédictions sur la révolution française“ (London 1797, 8°.); – „Ricerche su la scienza del governo“ in’s Französische übersetzt von Ch. Guilloton-Beaulieu, 2 Bände (Paris 1792); – „Traité de l’impôt“ (1772). Auch veröffentlichte er in mehreren gelehrten Sammelwerken Abhandlungen politischen, historischen u. biographischen Inhalts, darunter Lobreden über die beiden Florentiner Sallust Anton Bandini und den Arzt Redi. Gorani starb in Genf im hohen Alter von 75 J. Das „Dictionnaire historique“ veröffentlichte 15 J. früher (1804) seinen Nekrolog, getäuscht durch sein plötzliches Verschwinden vom Schauplatze jeglicher Thätigkeit, da sein ruheloser heftiger Charakter keinen andern Erklärungsgrund zuließ.

Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XXI. Bd. Sp. 265 [nach dieser geb. 1744]. – Quérard (J. M.), La France littéraire (Paris, Didot, 8°.) III. Bd. S. 409. – Dictionnaire d’économie politique (Paris). – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 400 [nach dieser geb. 1740]. – Biographie des hommes vivants (Paris 1817, Michaud, 8°.) III. Bd. S. 295 [nach dieser geb. 1740]. – Wigands Conversations-Lexikon (Leipzig 1846 u. f., gr. 8°.) V. Bd. S. 859 [nach diesem gest. 1822].