Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 334. (Quelle)
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Wilhelm (geb. zu Chrast 3. Dec. 1821). Der zweite jüngere Bruder Ludwig Augusts, der, nachdem er einige Jahre das Gymnasium besucht, die Studien mit dem Handelsgeschäfte vertauschen mußte. Seit 1850 hat er sich in Wien als Kaufmann etablirt. Doch sein seit früher Jugend erwachter Hang zur Poesie verließ ihn selbst nicht während emsiger Verfolgung rein praktischer Lebenszwecke. Er blieb in Kenntniß der literarischen Erscheinungen des Tages und schrieb in seinen Mußestunden einige Dramen, welche jedoch nie aufgeführt wurden u. z. 1848: „Des Märzen Idus“, Drama in 3 Acten, von Holbein zur Aufführung angenommen, doch später weggelegt; – „Eine Grabschritt“, Trauerspiel in 5 Acten und „Ich kapitulire“, Lustspiel in 1 Acte. Außerdem veröffentlichte er in Zeitschriften – jedoch anonym – einige kritische Aufsätze.[BN 1]

Prager Zeitung Jahrg. 1848–56.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Frankl, Wilhelm [s. d. Bd. IV, S. 334 im Texte zur Biographie von David Bernhard Frankl]. Im Jahre 1859 wurde F. durch das Vertrauen seiner Glaubensgenossen in den Vorstand der israelitischen Cultusgemeinde, im Jahre 1861 als Repräsentant der Kaufmannschaft Wiens und im letztgenannten Jahre als Gemeinderath der Stadt Wien gewählt. Als Letzterer betheiligt er sich lebhaft durch Wort und That an allen wichtigeren, im Gemeinderathe zur Sprache kommenden Angelegenheiten, als in der Wasserversorgungsfrage, in der Angelegenheit über die Markthallen, die Buchhaltung der Stadt, das Turnwesen, die von der Stadt unterhaltenen Schulen u. dgl. m. Die stenographischen Protokolle dieser Versammlung sind fortgesetzte Zeugen seiner nicht zu ermüdenden Arbeitskraft. In jüngster Zeit erst war er es, welcher den Antrag der Ertheilung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Wien an Grillparzer eingebracht. Im Jahre 1861 wurde F. als Rath der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer gewählt. In Anerkennung der Verdienste, welche er sich bei der großen Ueberschwemmung 1862 um die Stadt Wien erworben, wurde er am 20. April g. J. von Sr. Majestät mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet. Ueberdieß ist F. Vorsteher des Vereins für Unterstützung hilfsbedürftiger Waisen, bei dessen Gründung er sich namhafte Verdienste erwarb.
    Die Väter der Stadt Wien (Wien 1861). [Band 11, S. 411]