BLKÖ:Feistmantel, Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 4 (1858), ab Seite: 165. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Feistmantel in Wikidata
GND-Eintrag: 135973546, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Feistmantel, Franz|4|165|}}

Feistmantel, Franz (Schauspieler, geb. zu Innsbruck 21. August 1786, gest. zu Prag 27. October 1857). Sohn eines Schauspielers, spielte (6 Jahre alt) Kinderrollen, und wirkte bei der Bühne bis an seinen Tod volle 64 Jahre. Bis 1806 blieb er in Tyrol, in diesem Jahre aber, fürchtend unter das bairische Militär gepreßt zu werden, floh er aus seiner Heimat, spielte in Villach, Klagenfurt, wo er mit Scholz befreundet wurde, in Laibach, 1809 in Brünn, 1810 in Wien, dann abwechselnd in Olmütz und Brünn [166] bis er im Mai 1817 nach Prag kam, als Rochus Pumpernikel gastirte, gefiel und daselbst ununterbrochen 40 J. bis an seinen Tod, meistens in komischen Rollen auftrat und ebenso als Künstler wie im Leben allgemein geachtet war. F. wurde von Vielen Scholz u. Beckmann an die Seite gestellt. Seine Rollen durchwehte ein unnachahmlicher Humor; er besaß eine seltene Gabe zu charakterisiren und war ebenso wirksam in der Posse wie im feinen Lustspiel. Seine Glanzrollen waren „Bauer als Millionär“, Truffaldino im „Diener zweier Herren“, Schelle in den „Schleichhändlern“, Schwips im „Tausendsasa“, Mr. Jonathan im „Essex“, Hartkopf in der „Frau Wirthin“, Agamemnon Pünktlich in „Kunst und Natur“ und viele Andere. Prag ehrte seine Verdienste durch Verleihung des Bürgerrechts. Seine letzten Worte waren die Frage an seine Tochter: „Ob sie nicht vergessen habe, seinen Tod in der Theaterkanzlei zu melden“, dann seufzte er auf und sank eine Leiche in’s Kissen. Das Publicum ehrte den Mimen, indem es ihm theilnahmsvoll in unübersehbarer Menge auf dem letzten Wege das Geleite gab. Es werden mannigfaltige Züge aus seinem Künstlerleben erzählt, und böte die Darstellung desselben von berufener Hand ein ebenso interessantes als lehrreiches Künstlerbild.

Heinrich (A.), Deutscher Bühnen-Almanach. (Berlin 1858, 8°.) XXII. Jahrg. S. 115. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1856, S. 257 [Schilderung seiner Jubelfeier]. – Dieselbe, 1857, S. 644; „Nekrolog.“ – Der Tagesbote aus Böhmen (Prager Blatt, Folio) 1857, Nr. 298. – Wiener Zeitung 1857, Nr. 248, S. 3055. – Theaterzeitung, red. u. herausg. von Ad. Bäuerle 1857, Nr. 252. – Der Linzer Abendbote 1857, Nr. 251. – Oesterr. Zeitung (Wien, Folio) 1857, Nr. 503. – Porträt. Lithographie von Meyer (Prag, Christoph u. Kuhé, halb Fol.).