Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 19. (Quelle)
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Eißl, Therese (Malerin, geb. zu Wiener-Neustadt 1792). Gemalin des Vorigen. Eine geborne Oberndorfer. Stammt von wohlhabenden Eltern, welche sie früh verlor, die Mutter in den ersten Stunden ihres Lebens, den Vater als sie 9 Jahre alt war. Sie und ihre Schwester erhielten nun eine sorgfältige Erziehung. Die Schwester des berühmten Feldzeugmeisters Zach wurde die Erzieherin der Mädchen, später kam Therese in ein Pensionat nach Wien und dann in ein Privathaus. Früh zeigte sich ihr Talent für die Kunst, auch wurde im Unterrichte darauf Rücksicht genommen. Als ihre Schwester sich mit dem Grazer Liceal-Bibliothekar Sandmann vermälte, folgte ihr Therese nach Graz. Dort gab es damals noch wenig Sinn für die Kunst, und erst ihre Verbindung mit Mathias Eißl, der bereits fürstlich Sinzendorf’scher Güterdirector zu Ernstbrunn war, weckte den Genius der Kunst von Neuem in ihr. Auf den Wunsch ihres Gatten malte sie eine Landschaft aus Piemont und ungeachtet sie schon lange nicht gemalt, fiel dieser neue Versuch gegen alle Erwartung glücklich aus. Da verlor sie ihren Gatten in der Blüthe seines Lebens und wieder verging ihr alle Lust und Liebe zur Kunst. Erst nachdem sich ihr Schmerz gemildert, kehrte sie zu künstlerischen Beschäftigungen zurück und stickte in Grau ein Bild: Glaube, Hoffnung und Liebe“, welches so gelungen war, daß es Ihrer Majestät der Kaiserin vorgelegt werden konnte. In einer von ihr erfundenen Manier stickte sie ein zweites in farbiger Seide: „Die heil. Familie“, nach Rubens, woran sie ein volles Jahr gearbeitet und das allgemein als großes Kunstwerk bezeichnet wurde. Auf den Rath des Literaturhistorikers Dr. 'Franz Sartori, eines Freundes ihres verstorbenen Galten, widmete sich nun die Künstlerin der Oelmalerei, ging nach Dresden, wo sie längere Zeit sich aufhielt, fleißig Studien nach Meisterwerken berühmter Künstler machte und mehrere Copien nach Rubens, Carracci, Sassoferrato, Paul Veronese u. Mengs vollendete. Correggio’s „Nacht“ malte sie für den Grafen Hartig; – Carlo Dolce’s „Cäcilia“, Cignani’s „Madonna“, Correggio’s „Christus“ und andere von ihr meisterhaft copirte Bilder kamen in norddeutsche und russische Gallerien. 1828 kehrte sie wieder nach Graz zurück und malte mehrere historische Bilder, welche auf den Kunstausstellungen gefielen.

Archiv für Geschichte, Statistik, Liter. u. Kunst (Wien, 4°.) XVII. Jahrg. (1826) Nr. 85, S. 455 [daselbst wird der Tod ihres Gemals auf den 13. Jän. 1821 angesetzt]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgem. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 101.