BLKÖ:Czapka Ritter von Winstetten, Ignaz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Czakó, Sigmund
Band: 3 (1858), ab Seite: 83. (Quelle)
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Czapka Ritter von Winstetten, Ignaz (Bürgermeister von Wien bis 1848, gegenwärtig k. k. Hofrath, Ritter des kais. östr. Leopoldordens, geb. zu Liebau in Mähren 24. Febr. 1792). Studirte die Rechte zu Olmütz und an der Universität zu Wien, und trat als geprüfter Civil- und Criminal-Richter am 15. Jänner 1815 beim Wiener Magistrat in Dienstleistung, wurde nach und nach Actuar, Bureauaccessist, Magistratssecretär, im Jahre 1825 Magistratsrath; im Jahre 1835 von Sr. Majestät zum Vicebürgermeister, und 1838 zum Bürgermeister mit dem Titel und Charakter eines k. k. Regierungsrathes ernannt. Während dieser Dienstleistung in allen Zweigen der politischen und Cameral-Verwaltung war sein vorzüglichstes Augenmerk dem ökonomischen Gebaren im städtischen Haushalte, und jenen Regelungen im Gebiete des Gewerbewesens zugewendet, mit denen die Wohlfahrt der seiner Leitung anvertrauten Commune in Verbindung stand. Von diesen seinen Vornahmen sind namentlich anzuführen: die Beseitigung mancherlei Unfüge der Fleischer; die Erhöhung der Pfründen für die im Bürgerspital Versorgten von täglichen 6, 7, 10 kr. W. W. auf täglich 8 kr. C. M. (d. i. 20 kr. W. W.); – die Gründung eines Fondes zur Erbauung eines neuen Versorgungshauses im J. 1834, welcher mit C.’s Austritt 1848 zur hohen Summe von 333,500 fl. C. M. gediehen war. – Im J. 1834 wurden aus dem Bürgerladfonde pr. 157,881 fl. 560 Bürger mit täglichen 6 kr. W. W. betheilt, von da bis zum J. 1848 wurde dieser Fond um 69,000 fl. C. M. vermehrt, die Pfründnerzahl auf 584 und die Pfründe auf tägliche 4 kr. CM. (d. i. 10 kr. W. W.) erhöht. – Die noch zur Zeit der Cholera im Jahre 1832 von der Stadtgemeinde kontrahirte Schuldpost von 297,000 fl., wurde vom Jahre 1838 an in der kürzesten Frist getilgt; – am linken Wienflußufer bis zum Jahre 1840 ein Hauptunrathscanal mit einem Aufwande von 319,777 fl.; – die Einwölbung des Ottakringer Baches bis zum Jahre 1843 mit 62,400 fl., und jene des Alserbaches bis zum Jahre 1847 mit 539,876 fl. bewerkstelligt – der Ankauf der Herrschaften Hundsthurm u. Jägerzeil um 492,000 fl.; des Domesticalbräuhauses in Gumpendorf um 70,000 fl.; der ebenerdigen Salzmagazins-Localitäten in der Salzgrieskaserne um 30,000 fl.; des Daumas’schen Hauses auf der Wieden zur Errichtung eines Filialspitals um 95,000 fl.; – ferner der Ankauf von Grundstücken nächst dem Bründlbad behufs der Erweiterung des dortigen Versorgungshauses um 30,000 fl., – und endlich die Einlösung der Domesticalschuld von circa 6,000,000 fl. W. W. effectuirt, ohne das städtische Stammvermögen zu schmälern. – In Berücksichtigung der Zeitbedürfnisse und Bequemlichkeit der Bevölkerung, wurden auf C.’s Anordnungen und unter seinem Regime folgende gemeinnützige Unternehmungen ausgeführt: die Pflasterung der inneren Stadt und der Vorstädte (eine Zierde Wiens, deren sich wenige Städte rühmen können), von 1835 bis 1847 mit einem Aufwande von 1,554,000 fl.; – die Einführung der Gasbeleuchtung, auf den öffentlichen Plätzen mit geschmackvollen Candelabern; – die Beseitigung mehrerer lebensgefährlicher Passagehindernisse, als Bau und Erweiterung des Schottenthores, Demolirung der gegen den Kohlmarkt zu gelegenen Grabenhäuser, deren Ankauf um 370,000 fl. durch eine Lotterie gedeckt wurde; – die Erweiterung des Lichtensteges, des Nothgäßcheus, die Eröffnung einer Fahrstraße am Bauernmarkt; – die Auflassung des Hühner- und Taschnergäßchens; ferner die Eröffnung [84] der neuen Straße zur Währinger Linie – die Errichtung der Gardegasse auf der Laimgrube; – die Erweiterung der Heugasse und die Einlösung des Wasserrechtes von 5 Mühlen oberhalb der Gumpendorfer Wehre. Im Ganzen wurden vom J. 1835–1847 mit Inbegriff der zu diesem Behufe nöthigen Ankäufe 1,018,568 fl. auf Passage- und Straßenerweiterung verwendet, hiebei jedoch durch Wiederverkauf einzelner Grundparzellen u. durch die Lotterie der Betrag von 470,825 fl. wiedergewonnen. Außer den bereits angeführten öffentlichen Bauten fanden unter C.’s magistratischer Geschäfts-Leitung noch Statt: die Herstellung des Schottenthordammes; – die Kaiser Ferdinands-Wasserleitung (mit einem Kostenaufwand von 949,280 fl. C. M. aus den gewöhnlichen städtischen Renten); – die Erweiterung des Rathhauses (durch Ankauf des Nachbarhauses „zum Stiefel“ um 52,000 fl., u. Aufsetzung eines III. Stockwerkes auf den rückwärtigen Theil des Gebäudes um 153,921 fl.); – die Adaptirung der Salzmagazine am Salzgries (mit einem Kostenaufwand von 19,000 fl.) – der Brückenbau beim Karolinenthor (Kostenaufwand: 43,276 fl.); – der Brunnen auf der Freiung (Kostenaufwand: 49,542 fl.) – und die Erbauung der zwei Schlachthäuser (mit einem accordirten Kostenbetrag von 1,103,701 fl. C. M., welcher aus den laufenden Einnahmen – also ohne das Stammvermögen in Anspruch zu nehmen – bestritten wurde). Ungeachtet der zur Ausführung dieser großen Unternehmungen verwendeten hohen Summen, wurde das Stammvermögen der Stadt in dieser Periode um nahezu 1,000,000 theils in C. M., theils in W. W. verzinslicher Obligationen erhöht, und die städtische Umlage auf den Steuergulden, welche vor dem J. 1834 noch in 18 kr. per Steuergulden bestand, nach und nach bis zum J. 1844 auf 10 kr. per Steuergulden herabgesetzt. In seiner dienstlichen Stellung war C. in der Lage, unter Mitwirkung der Bürger humanist. Zwecke zu fördern, und namentlich zur Linderung der durch Elementar-Unfälle Bedrängten, durch die bedeutenden Erträgnisse milder Beiträge mitzuwirken. Deren Gesammtbetrag belief sich während seiner Verwaltung auf eine Summe von über 900,000 fl. Auch gründete er im J. 1844 für gemeinnützige Zwecke einen städt. Fond, der im kurzen Zeitraume von 4 Jahren (bis 1848) zur ansehnlichen Summe von 35,000 fl. gestiegen war. Diese Wirksamkeit belohnte Se. Majestät der Kaiser mittelst a. h. Entschließung vom 29. Oct. 1842 durch Verleihung des Ritterkreuzes des österr. Leopoldordens, worauf am 27. April 1843 die Erhebung in den erblichen Ritterstand mit dem Prädicate „von Winstetten“ erfolgte. Die Wirren des Jahres 1848 entrückten C. seiner städtischen Dienstleistung, denn der eben beendigte Bau der beiden Schlachthäuser, und die damit verbundene Beseitigung einer großen Menge von gewerblichen, die Sanitätsverhältnisse der Residenz gefährdenden Unfügen hatten wohl die Verdienste C.’s gesteigert, aber ihm auch Feinde gemacht, die eben die aufgeregte Zeit benützten, um den Mann zu entfernen, der ihren Uebergriffen energisch entgegentrat. – Czapka blieb außer Activität, bis er durch Allerhöchstes Handschreiben Seiner Majestät vom 6. Mai 1856 zum Polizeidirector von Wien berufen wurde, welchen Posten er noch gegenwärtig bekleidet. Czapka ist wirkendes Mitglied von mehreren humanistischen Vereinen und Ehrenbürger mehrerer Städte.

Adelstands-Diplom vom 27. April 1843. – Wappen: Ein von rother und blauer Farbe quergetheilter Schild. In dem oberen rothen Felde ist eine aus goldenen Quadersteinen gebildete Krone mit fünf Zinnen, welche ein silbernes gemeines Kreuz überschwebt. Die untere blaue Schildeshälfte durchzieht ein [85] schmaler silberner geflechteter Schildesfuß, über welchem ein aus dem linken Seitenrande hervorgestreckter natürlicher Arm eine goldene Harfe emporhält und in dem rechten Oberwinkel das Auge Gottes in seinem goldenen Strahlenglanze prangt.