Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cserei, Michael
Band: 3 (1858), ab Seite: 55. (Quelle)
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Cserei, Wolfgang [Farkas] (Staatsmann, geb. zu Nagy-Ajta 1719, gest. zu Wien 9. Dec. 1782). Stammt aus der Familie des Vorigen. Sein Vater Johann war ein ausgezeichneter Soldat, der unter dem kaiserl. Obergeneral Marq. Cusani in Siebenbürgen, später in Spanien und in den Niederlanden gedient und sich öfter hervorgethan hat. Wolfgang wurde im adeligen Convicte der Jesuiten zu Klausenburg erzogen und vollendete 1742 seine Studien auf der kön. Akademie daselbst. Nachdem er das Doctorat der Philosophie genommen, widmete er sich der Rechtspraxis und trat bei der kön. Tafel in Siebenbürgen ein. 1753 wurde er Deputirter des Csiker Stuhles auf dem Landtage zu Hermannstadt, 1754 Registrator der siebenbürgischen Hofkanzlei, bald darauf Secretär, 1761 Hofrath. In dieser Stellung zeichnete sich C. durch seine unbeugsame Rechtlichkeit und seinen unumwundenen Geradsinn so aus, daß er die Aufmerksamkeit der großen Maria Theresia und ihres Sohnes auf sich zog und sich beide Monarchen seiner in wichtigen Staatsstreitigkeiten bedienten. Dieser seiner Charaktergröße verdankte ein unschuldig Verurtheilter die Rettung. Der griechisch-unirte Basilianer-Mönch Gregor Major, der bei der illyrischen Buchdruckerei in Wien angestellt war, wurde in Folge falscher Anklagen verurtheilt und nach Munkács als Staatsgefangener gebracht. Auf seiner Reise durch Ungarn besuchte Kaiser Joseph II. am 3. Juni 1770 die Festung Munkács und erfuhr von dem traurigen Lose des daselbst seit mehreren Jahren bereits eingekerkerten Mönches. Nach Wien zurückgekehrt, setzte Joseph II. seine erlauchte Mutter von dem Schicksal des Mönches in Kenntniß. Die Kaiserin übertrug die Untersuchung des Verurtheilten dem Hofrathe Cserei. Die Unschuld Majors stellte sich heraus. Als nun die große Fürstin C. fragte, wie der arme unschuldig Bestrafte entschädigt werden sollte, rieth ihr C., ihm das eben erledigte griechisch-unirte Fogorascher Bisthum zu verleihen, was auch die Kaiserin that. Als Major nach Wien kam, seinem [56] Retter zu danken, führte ihn dieser in seiner ärmlichen Kutte zur Kaiserin, die ihn darauf zum geheimen Staatsrath ernannte, ihm ein kostbares brillantenes Bischofskreuz und einen werthvollen Bischofsring, ein reiches bischöfliches Ornat schenkte und ihn in Gegenwart des ganzen Hofes in der Hofkapelle nach griechischem Ritus eine Messe lesen ließ. – Cserei war einer der gediegensten und gewissenhaftesten Arbeiter in Staatsgeschäften, er ließ keine der von ihm verfaßten amtlichen Schriften abschreiben, sondern schrieb alles mit eigener Hand, und das siebenbürgische Hofarchiv enthält viele seiner eigenhändigen Arbeiten in wichtigen, das Land betreffenden Angelegenheiten, die durch seine Kenntniß und seinen Charakter einen bleibenden Werth besitzen. Er schrieb Mehreres, wovon jedoch nur Weniges im Drucke erschien, und zum Theil von seinem Sohne Wolfgang (im J. 1829 k. k. Major) herausgegeben wurde. Unter den gedruckten sind zu nennen: „A Magyar és Székely aszszonyok törvénnye mellyet a két nevezetü de egy vérü n. nemzetnek törvényeiből, törvényes szokásiból egybe szedett ec.“, d. i. der ungarischen und Szekler Frauen aus den Gesetzen und gesetzlichen Gewohnheiten dieser zwar zwei Namen führenden, aber von einem Blute abstammenden Nationen (Klausenburg 1800, 8°.); diese Schrift wurde von seinem Sohne herausgegeben – eine Epistel Cserei’s über das Wappen der Szekler Nation befindet sich in Franz Karl Palma’s „Specimen heraldicae regni Hungaricae“ S. 75. – Sein handschriftlicher Nachlaß enthält u. a.: Ein Lexikon des Siebenbürger Rechts – Decisionen in Rechtsfällen und Processen bei der kön. siebenbürg. Tafel; – „Magyar Valerius maximus“; – und eine Geschichte der ungarischen Nation. Cserei hat auch mit großer Auswahl alte Schriften, namentlich welche Bezug auf die Geschichte seines Vaterlandes hatten, gesammelt und besaß eine werthvolle Bibliothek; beide sind im Besitze seiner Familie. Die Kaiserin Maria Theresia belohnte seine ausgezeichneten Dienste durch die Schenkung der Herrschaften Kraßna und Tasnád und des Gutes Szokoly. Als er 1779 über sein Ansuchen aus dem Staatsdienste trat, genoß er nicht lange der Ruhe, denn nach Maria Theresia’s Tode (1780) berief ihn Kaiser Joseph II. nach Wien, um ihm ein wichtiges Amt anzuvertrauen; aber der Tod überraschte Cserei im 64. Lebensjahre, ehe er die ihm vom Monarchen zugedachte Function übernommen hatte.

Erdélyi Museum, d. i. Siebenbürg. Museum IV. Bd. S. 153 [eine von C.’s Sohn verfaßte Biographie; daselbst auch sein wohlgetroffenes Bildniß, gest. von Samuel Nagy].