Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Butturini, Mathias
Band: 2 (1857), ab Seite: 221. (Quelle)
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Buzzi, Gaetano (Chirurg u. Anatom zu Anfang dieses Jahrhunderts in Mailand). Es ist bekannt, daß die Taubstummen nur in sofern stumm sind, als sie des Gehörsinns entbehren. Um sie sprechen zu lehren, mußte man eine Methode ersinnen, wodurch sie auf anderem Wege als durch die Ohren den Schall vernehmen können. Eine solche Methode wendet Abbé Lebot in Frankreich auch mit dem glücklichsten Erfolge an, und bedient sich dabei eines kleinen Instrumentes aus Zink und Weißblech, welches er den Taubstummen zwischen die Zähne gibt. An einen Zeiger dieses Instrumentes legt er seinen Mund und spricht deutlich die Worte aus, welche der Taubstumme auch unverweilt ebenso deutlich wiederholt. Abbé Lebot eignet sich aber diese für einen Theil der leidenden Menschheit so wichtige Erfindung nicht an, sondern schreibt sie einem Herrn Itarel zu, der bereits todt ist. Die wissenschaftlichen Journale bestritten Itarel diese Erfindung und nahmen dieselbe für einen Deutschen, den Herrn Strauß-Dürckheim in Anspruch, der seine Versuche bereits im Jahre 1842 veröffentlicht hat, und aus dessen Werke: „Theologie der Natur“ deutlich hervorgeht, daß er sich für den Erfinder dieser wohlthätigen Methode halte. Dagegen hat nun Thomas Perifano in einer im Jahre 1855 in der Pontonianini’schen Akademie vorgelesenen Abhandlung bewiesen, daß die Erfinder dieser wichtigen Methode weder ein Franzose, noch ein Deutscher, sondern zwei Italiener, u. z. Cajetan Buzzi aus Mailand und Cajetan Palloni, Professor der Medicin an der Universität zu Pisa, seien. In diesem Vortrage heißt es unter Anderem: „Doctor Cajetan Buzzi in Mailand, ein sehr erfahrener Chirurg und Anatom, verdient um die Wissenschaft, namentlich um die Zahnheilkunde, hatte zu Anfang dieses Jahrhunderts die Ansicht ausgesprochen, daß die Schallwellen sich dem Gehörorgane nicht nur durch die Zähne selbst, sondern auch durch alle vom fünften [222] Paar und namentlich vom zweiten Aste derselben auslaufenden Nerven mittheilen. Er hat Versuche hinsichtlich der Fortpflanzung des Schalles mittelst der Zähne angestellt, und dieselben Beobachtungen wie Herr Strauß, auch mit Anwendung der Uhr, gemacht. Dabei hat Buzzi auch die mannigfachen Ergebnisse seiner Beobachtungen, welche auf der Verschiedenheit der Zähne beruhen, aufgezeichnet. Die mittleren Schneidezähne – nach seiner Theorie – vermitteln das Gehör besser als die übrigen und stehen wenig dem Ohre nach. Nach diesem kommen die großen Backenzähne der obern Kinnlade, dann die seitlichen Schneidezähne, die Spitzzähne und die zwei Backenzähne. Der sogenannte Weisheitszahn, der letzte von den Mahlzähnen, vermittelt den Schall am vorzüglichsten. Diese und mehrere andere Beobachtungen theilte Buzzi dem Pisaner Professor Palloni mit, der nun seinerseits Beobachtungen an taubstummen Kindern anstellte, welchen er den Schall einer Trommel dadurch vernehmbar machte, daß er einen Schlägel, den er zwischen die Schneidezähne des Taubstummen gesteckt, mit der Trommel selbst in Berührung brachte. Diese Versuche hat Palloni selbst im Jahre 1802 veröffentlicht und Thomas Bonicoli in der Lobrede auf ihn bald darauf ausführlich angeführt.

L’Universale. Giornale quotidiano polit. letterario (Mailand 1855, Fol.) Anno I. Nr. 51: „L’Udito e la parola ai sordo-muti scoperta rivendicata all’ Italia.“