Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Brocsko, Gregor
Band: 2 (1857), ab Seite: 155. (Quelle)
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Broda, Adolph (Dichter, geb. zu Proßnitz in Mähren im J. 1818, gest, ebenda 7. Sept. 1842.). Schon als Knabe mit zehn Jahren verlor er seinen Vater und er ward nun in den Strom eines vielbewegten Lebens gestoßen. Zunächst war es die Musik, die ihn anzog – er spielte früh die Geige – und dann wilde Ungebundenheit, genährt von glühender Liebe zur Natur und ihrer Freiheit. Bald war er der Leiter einer kleinen Bande, mit welcher er von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt zog, die Menschen durch sein inniges Spiel und seine Persönlichkeit gewinnend. Neunzehn Jahre alt, ging er nach Wien, um einen Erwerb zu suchen. Aber er traf die rechten Formen nicht; zudem wollte er nicht gebunden sein, und so hielt er sich wieder an seine Geige. Aber weniger die vornehmen Cirkel als die in den Gasthäusern entfernterer Vorstädte versammelten gemüthlichen Gesellschaften zogen ihn an, obwohl seine ganze den Poeten verrathende interessante Erscheinung ihn längst auch in jenen heimisch gemacht hatte. Er zog es vor, das, was man „Musikantenleben“ nennt, zu führen. Dieser Mangel geregelter Beschäftigung hatte tiefe psychische Nachtheile für ihn. Sein zur Melancholie geneigtes Wesen ward immer verstimmter und zerrissener. Viele schöne ergreifende Lieder, die er in dieser Zeit geschrieben hat, die aber meist – von ihm nicht gesammelt – verloren gingen, lassen Einblicke in diese Stimmung thun. Seiner Mutter zu Liebe studirte er Medicin. Einige Zeit betrieb er auch das Arabische; selbst Schauspielertalent entwickelte er im Privatkreise; aber er fing Alles nur an und setzte nichts fort. Glänzend waren übrigens die Eigenschaften seines Herzens, seines tiefpoetischen Gemüthes, seiner Verehrung alles Großen. Wie er hingeschiedener Freunde gedachte; wie er in den untersten Volksschichten die Elemente der Freude und Herzlichkeit aufsuchte, wie er z. B. Lenau gegenüberstand, und von seiner Empfindung überwältigt, [156] ohne ihn angesprochen zu haben, von hinnen ging, diese und noch viele solcher Züge werden von ihm erzählt. In das Dunkel dieses Seelenlebens warf nur die Liebe von Zeit zu Zeit milde Strahlen, wenn er auch da unbefriedigt, von Genuß zu Genuß stürzte. Ein inniges Verhältniß – mit einer Dame aus der höhern Gesellschaft – knüpfte er noch kurz vor seinem Tode an. Er fand darin, wie er selbst äußerte, eine ihm bisher versagte Zufriedenheit; aber es war ihm nicht lange vergönnt, sich auf den Sonnenhöhen des Glückes zu schaukeln. Plötzlich kränkelnd starb er, nachdem er noch, der Sehnsucht um die Heimat folgend, sich hatte nach Hause geleiten lassen. Von seinen Arbeiten erschien im Drucke: „Der Rabbi“ in Carlopago’s „Odeon“, ein schönes Gedicht; in den „Sonntagsblättern“ von Dr. L. A. Frankl 1842, S. 28: „Das Maienfest in mährischen Dörfern“, worin B. das Dörfchen, in welchem er das Licht der Welt erblickt, mit rührender Innigkeit schildert. In den „Grenzboten“ (s. die Quellen) werden auch ein Paar seiner Gedichte als Proben mitgetheilt und eines verloren gegangenen, betitelt: „Die Dörfer“ gedacht, worin er seine ganze Liebe für Natur und Heimat aussprach. Einer seiner Freunde ließ ihm auf den Grabstein die Strophe meißeln:

„Der Heilkunst Jünger und der Dichter Meister
Ihn rief der Vater heim in’s Land der Geister,
Dort fliesst des Heiles Quell in ew’ger Klarheit
Und Dichters Mühen wird zur lichten Wahrheit.“

Ein Herr Geldern versprach die wenigen übrig gebliebenen Gedichte B.’s zu sammeln und herauszugeben. Bisher erschienen sie nicht. Der Biograph aus der unten angegebenen Quelle (Grenzboten) schließt seine Charakteristik mit den Worten: „Ein edler Geist ging an ihm verloren; ein gutes, liebevolles, aufopferungsfähiges Herz, eine leuchtende Phantasie, und eine schöne, siegreiche Männergestalt.“

Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1844, B. Fr. Voigt, 8°.) XX. Jahrg. 1842, II. Thl. S. 641. – Ost und West (Prager Zeitschrift, 4°.) 1842, Nr. 95. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1845, S. 645: „Adolph Broda – ein Menschenleben.“ – Grenzboten. Herausg. von Ign. Kuranda (Leipzig, Herbig, gr. 8°.) 1845, II. Bd. S. 519.