Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Boruslawski, Joseph
Band: 2 (1857), ab Seite: 78. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
József Borsos in Wikidata
GND-Eintrag: 12916013X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Borsos, Joseph|2|78|}}

Borsos, Joseph (Maler, geb. zu Veszprim in Ungarn, 20. Dec. 1821). Seine ersten Studien machte er in Pest. Im J. 1841 faßte er aber den Entschluß, sich ganz der Malerei zu widmen, ging nach Wien, besuchte dort die Akademie, und schon nach einem Jahre seines Aufenthaltes daselbst wurde man durch seine in den Ausstellungen befindlichen Porträte auf ihn aufmerksam. Doch die auf den Porträtbildern mit Bravour gemalten Einzelnheiten ließen ihn bald die rechte Seite seines Talentes erkennen; er wendete sich dem Genre und dem Stillleben zu. In letzterem schlug er auch einen ganz eigenen Weg ein, welcher bereits von mehreren nach ihm versucht, aber mit wirklichem Erfolge nur von ihm betreten wurde. Von seinen Bildern sind bisher bekannt: „Stillleben“, in der Mitte auf einem Marmortische stehen zwei Krüge mit elfenbeinernem Basrelief, daneben liegt ein goldener Pokal und dessen Deckel, u. 2 Sackuhren. Auf der entgegengesetzten Seite ein Dolch, eine goldene Kette mit Edelsteinen und ein Becher. Im Hintergrunde mehrere prachtvolle Gefäße. (Das Bild, J. Borsos 1850 bezeichnet, oben rund, Leinwand 2′ 71/2″ hoch, 2′ 13/4″ breit, befindet sich im Belvedere zu Wien.) – „Die Sorgfalt“, eine an der Wiege sitzende Witwe (im Pest. Kstv. 1846); – „Der Rastelbinder“ (Wiener Kunstausstellung [79] 1846); – „Wein und Weib“ (im Besitze des Grafen von Beroldingen), wohl dasselbe, welches im J. 1847 mit der Devise: „Ohne Lieb und ohne Wein, ist es schwer ein Mensch zu sein“, ausgestellt war; – „Das Blumenorakel: Er liebt mich, er liebt mich nicht“; – „Die Neugierde“ (beide Eigenthum des Künstlers und in der zu Ehren der 32. Naturforscherversammlung im September 1856 veranstalteten Ausstellung in Wien); – „Der Morgen nach dem Maskenballe“ (gem. 1850, im Besitz des Fürsten Esterhazy; auch im Stich erschienen); – „Die Ueberraschung“ (österr. Kstv. 1850, 500 fl.); – „Krisis im Künstlerleben“ (österr. Kstv. 1853); – „Ein verwundeter Krieger“ (ebenda 1853, 450 fl.); – „Die Witwe“ (ebenda, 400 fl.); – „Elfenbeinpokale“ (ebenda, 350 fl.); – „Nach der Schlacht“ (ebenda 1854, um 400 fl. vom Kstv. angekauft); – Porträte: „Graf Mono Andrassi“ (1853); – „Hofopernsänger Steger“ (1854); – „Fürst Esterhazy“, in ganzer Figur im prächtigen ungarischen Costume, im Auftrage des Fürsten für das Pester Nationalmuseum gemalt. B.’s Bilder zeigen großes Geschick für Pinselführung und eine tüchtige fleißige Behandlung. Die Landschaft ist ihm mehr fremd und die Wirkung der Luft ist nicht studirt. In der Empfindung für Farbe und deren Wirkung dürfte B. wohl nur von Amerling übertroffen werden; doch zeichnet seine Bilder nicht immer richtiger Geschmack in der Anordnung, künstlerischer Tact in dem, was dem Charakter eines Kopfes in Haltung und Tracht zukommt und Zusammenstimmung der Fleischtöne aus; ein tieferes Erfassen der Natur, wodurch die Manier, die zu grell hervortritt, wohlthuender Naturwahrheit näher käme, würde auch B.’s Arbeiten sehr heben.

Die Kunstkataloge des neuen östr. Kunstvereins. – Beilage zu M. Auers Zeitschrift „Faust“ 1856, Nr. 23: „Die September-Ausstellung des östr. Kunstvereins“, von Kertbény, S. 8 [ein von dem Künstler sehr zu beherzigendes Urtheil].