Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 49. (Quelle)
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Antschitz recte Anczyc, Sigmund (polnischer Schauspieler, geb. in Wilna am 14. September 1783, gest. in [50] Krakau am 5. Juni 1855). A. studirte in Breslau. Schon mit 16 Jahren (1799) betrat er die Bühne und spielte in größeren Städten und Marktflecken von Lithauen, Posen, Polen und Weißrußland. Im J. 1810–1816 war er Güterverwalter in Privatdiensten; ging 1817 wieder zum Theater und vermählte sich 1819 mit der beliebten Schauspielerin Barbara Hrehorowicz. 1822 ging er nach Warschau, und 1826 nach Krakau, wo er als Schauspieler bald sehr beliebt ward und als Mensch geachtet lebte. Im J. 1838 und später 1844 übernahm er die Direction des Krakauer Theaters, und spielte in der Zwischenzeit mit einer eigenen Gesellschaft in Lublin, Plock, Posen und in Kalisch mit Erfolg. Als Chlędowski 1849 die Direction des Theaters übernahm, wurde A. gezwungen, die Bühne zu verlassen. Der Krakauer Gemeinderath gab nun dem Brodlosgewordenen eine Wegmauthschreiberstelle. Aber auch diese kärgliche Einnahme blieb aus, als die Wegmauth verpachtet wurde. Nun betrat A. wieder die Bühne; aber dem durch Leiden Erschöpften versagten die Kräfte und er lebte nun von milden Gaben einiger Freunde, bis der von Entbehrung und Alter geschwächte Körper der Natur ihren Tribut zollte. A. hat über ein halbes hundert Stücke, aus dem Französischen und sehr viele aus dem Deutschen übersetzt, viele deren eigens für die poln. Bühne bearbeitet, welche ihm die Kenntniß vieler beliebter Opern und der Arbeiten östr. Dichter als von Raimund, Gleich, Nestroy u. A. verdankt. Wir nennen von Opern: „Der Freischütz,“ – „Die Tochter des Regiments,“ – „Belisar,“ – „Die Haymonskinder,“ –„Graf Ory;“ – die Possen von Gleich: „Der Tod und der Pächter,“ – „Arsenius der Weiberfeind;“ – von Raimund: „Der Verschwender;“ – von Nestroy: „Erster Stock und zu ebener Erde,“ – „Das Haus der Temperamente;“ das Schauspiel von Mosenthal: „Deborah,“ worin er die Rolle des Abraham mit Meisterschaft spielte. Von seinen andern Uebersetzungen sind zu nennen: „Der Pariser Taugenichts,“ worin er als General Morin ausgezeichnet war; „Hinko der Freiknecht,“ – „Careau-König“ u. v. A. Als Darsteller war A. wahr und kräftig, als Uebersetzer gewandt und bühnenkundig. – Ladislaus Ludwig,[WS 1] Sohn des Vorigen, ist Verfasser mehrerer dramatischen Arbeiten, welche bei den Polen sehr beliebt sind, als: „Chłopi arystokraci,“ d. i. die aristokratischen Bauern; – „Lobzowianie,“ d. i. die Bewohner von Lobzow; – „Flisacy,“ d. i. die Flösser, u. a. m.

Nowiny, d. i. Neuigkeiten (belletr. Zeit Lemberg 4°.). Jahrg. 1855. Nr. 83. S. 47. – Nr. 92. S. 119. – Czas, d. i. Die Zeit (polit. Zeitschrift. Krakau, Fol.) Jahrg. 1855. Nr. 128. S. 3.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Władysław Anczyc (Wikipedia).