Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Aglio, Joseph
Band: 1 (1856), ab Seite: 6. (Quelle)
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Agnesi, Maria Cajetana (Gelehrte, geboren zu Mailand 16. Mai 1718, gest. zu Bologna 9. Jänner 1799 nach Oettinger; am 3. März nach M. Bermann; am 4. August nach der Nouvelle Biographie universelle. Paris 1852). Ihr Vater Peter A. königl. Lehensmann von Monteveglio, besaß eine zahlreiche Familie, von denen zwei Töchter: Maria Cajetana und Maria Therese, insbesondere aber erstere, einen europäischen Ruf erlangten. Als diese einmal als Kind dem Unterrichte ihres Bruders, den ein Priester die lateinische Sprache lehrte, beiwohnte, gewann sie eine besondere Vorliebe für diese Sprache. Sie verlegte sich nunmehr auf Sprachen und war im 13. Jahre der lateinischen, griechischen, französischen, deutschen und etwas der hebräischen mächtig. Von Natur aus mit großem Scharfsinne begabt, zeichnete sie sich in der Beredsamkeit, in der Philosophie, vorzugsweise aber in der Mathematik aus. Ihr Werk: Istituzioni analitiche (2 Bde. in 4°. Mailand 1748) erregte die Aufmerksamkeit des Papstes Benedict XIV., der ihr, als sie 32 Jahre zählte, die Lehrkanzel [7] der Analysis an der Hochschule zu Bologna an der Stelle ihres erkrankten Vaters verlieh. Obiges Werk wurde ins Französische und Englische übersetzt, ins erstere von d’Antelmy (Paris 1775), ins letztere von Colston (London 1801), und die Verfasserin in ganz Europa gefeiert. Seit frühester Zeit bewährte sie einen besondern Hang zur Einsamkeit und wollte mit 18 Jahren ins Kloster, aber ihrem Vater zu Liebe gab sie diesen Gedanken auf; als er aber im J. 1752 starb, wendete sie sich theologischen Wissenschaften zu, studirte die Kirchenväter und brachte es darin so weit, daß sie der damalige Erzbischof Pozzobonelli bei jedem theologischen Werke, welches die Presse verließ, zu Rathe zog. Als im J. 1771 zu Mailand das Hospiz Trivulzio errichtet worden, war sie die Leiterin und Aufseherin der daselbst befindlichen Frauen des Ordens der blauen Nonnen. Später zog sie selbst ins Hospiz und lebte daselbst der Armen- und Krankenpflege, bis sie in ihrem 80. Jahre ihr schönes Leben endete, von Allen tief betrauert. Außer dem obbenannten Werke schrieb sie noch: „Propositiones philosophicae quas crebris disputationibus domi habitis coram clarissimis viris explicabit extempore et ab objectis vindicabit“ (Mail. 1738) und „Oratio qua ostenditur artium liberalium studia a foemineo sexu neutiquam abhorreri habita anno aetatis nono nondum exacto“ (Mail. 1727). Eine ausgezeichnete Abhandlung über die Kegelschnitte erschien nicht in Druck. ─ Ihre Schwester Maria Theresia war eine vortreffliche Dilettantin in der Musik, und componirte außer vielen Clavierkonzerten und Sonaten 3 Opern: Sofonisba, Ciro in Armenia und Nitocri, welche um das Jahr 1760 erschienen. Sie starb im J. 1780.

Frisi (Paolo), Elogio storico di M. G. Agnesi (Milano 1799. 8°.) Trad. en franc. par Antoine Marie Henri Bouldard (Paris 1807. 8°.). ─ Milesi-Mojou (Bianca) Vita di M. G. Agnesi (Milano 1836. 8°. Mit Portr.). Nur in wenig Exempl. gedruckt und nicht in den Handel gekommen. ─ Nuovissimo Dizionario degli uomini illustri (Milano, Centenari e C. 1855, 16°.) vol. I. p. 81.