BLKÖ:Abele von Lilienberg, Franz Freiherr (Oberst)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 11 (1864), ab Seite: 349. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Abele von Lilienberg in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Abele von Lilienberg, Franz Freiherr (Oberst)|11|349|}}

Sein Sohn, auch Franz Freiherr v. A. (geb. 21. September 1818), ist zur Zeit Oberst und Commandant des Infanterie-Regiments [350] Freiherr Martini von Nosedo Nr. 30 (vormals Feldmarschall Laval Graf Nugent) und befindet sich mit seinem Regimente in Schleswig-Holstein, wo er bei dem Angriffe auf den Königsberg (am 3. Februar 1864) seinem Regimente als erhabenes Beispiel von Muth und Tapferkeit voranleuchtete. Beim Vorrücken zum Angriffe war zu gleicher Zeit mit dem Commandanten des 2. Bataillons Major Stampfer und dem berittenen Hauptmanne Dolliak auch der Fahnenführer Trubkiewicz gefallen. Oberst Abele, dieß bemerkend, sprang vom Pferde, entriß die krampfhaft umfaßte Fahne dem sterbenden Führer, schwang sich mit dieser wieder auf’s Pferd und an die Spitze des Bataillons. Die Fahne hochhaltend, rief er den Soldaten zu: „Jetzt, Kinder, gilt’s den Schwur, welchen wir vor kaum sechs Monaten unseren neuen Fahnen gelobt, zu halten, mit ihnen zu siegen oder zu sterben. Vorwärts nun mit dem theuren Panier, hoch der Kaiser, hoch Oesterreich!“ Und wie bezaubert durch die ergreifenden Worte des Obersten, stürmte das Bataillon unter unaufhörlichem: „Niech żyje césarz!“ (es lebe der Kaiser). Nach einigen Laufschritten schon erhielt die Fahne in der Hand Abele’s einen Schuß in die Stange, und zwar derart, daß ihm nur der Stumpf noch in der Hand blieb. Dieß brachte ihn jedoch nicht aus seiner Ruhe, und „vorwärts! vorwärts!“ rufend, wurden ihm Czako und Mantel von feindlichen Kugeln durchlöchert und schließlich, nur wenige Schritte noch vom Feinde entfernt, das Pferd unter dem Leibe erschossen. All’ dieß vermochte ihn auch nicht im Geringsten aus der Fassung zu bringen, als wenn nichts geschehen wäre, führte er das Regiment auf den Königsberg, welcher auch behauptet wurde. Und Oberst Abele, welcher mit solcher Todesverachtung im dichtesten Kugelregen an der Spitze eines Bataillons gegen die feindlichen Bajonnete anstürmte, ist – Vater von sechs unmündigen Kindern.

Tagespost (Gratz, kl. Fol.) 1862, Abendbl. ad Nr. 16 u. 17. – Gratzer Zeitung 1862, Nr. 18: Nekrolog. – Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld, 1862. S. 69. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) XIV. Jahrg. (1863), S. 174. – Fremden-Blatt (Wien, gr. 4°.) 1864, Nr. 54 [Mittheilungen aus dem Briefe eines Officiers des Regiments Martini]. –