BLKÖ:Šantl, Johann Nepomuk Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 28 (1874), ab Seite: 205. (Quelle)
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Šantl [sprich: Schantl], Johann Nep. Georg (čechischer Schriftsteller, geb. zu Podiebrad 15. Mai 1798, gest. ebenda 24. März 1858). Sein Vater Franz war ein Bürger zu Podiebrad, seine Mutter Marie eine geborne Turinska. Die Elementarschulen besuchte Š. in seinem Geburtsorte, dann ging er nach Prag, wo er das Gymnasium und die philosophischen Studien beendete und dann jenes der Rechte begann. Nachdem er dasselbe im Jahre 1826, damals 28 Jahre alt, beendet, nahm er zu Königstadtl im Gitschiner Kreise eine Buchhalterstelle an, welche er drei Jahre versah. Im Jahre 1830 beriefen ihn seine Mitbürger in Podiebrad als ihren Bürgermeister, welches Amt er aber schon nach drei Jahren niederlegte. Im Jahre 1834 wurde er Rechtsanwalt zu Smidarsk, im Jahre 1839 zu Skřivousk. Diesem Geschäfte lag Š. bis zum Jahre [206] 1848 ob, in welchem ihn seine Mitbürger in den österreichischen Reichstag wählten. Als dann im Jahre 1850 die provisorische Gerichts-Organisation durchgeführt wurde, ward Š. zum Assessor bei dem Collegialgerichte in Bunzlau, und bei der Durchführung der neuen Gerichtseintheilung im Jahre 1856 zum selbstständigen Gerichtsadjuncten in Strakonic ernannt. Aber schon im folgenden Jahre erhielt er, was er längst erstrebt, die Notarstelle im Podiebrader Bezirke, welche zu versehen ihm aber nicht lange vergönnt war, da er schon im Frühlinge des folgenden Jahres nach längerem Leiden im Alter von 60 Jahren starb. Seine ersten literarischen Versuche fallen bereits in das Jahr 1819, in welchem das damalige Prager Unterhaltungsblatt Rozmanitosty, d. i. Miscellen, sein Gedicht: „Děvče a zahradník“, d. i. Das Mädchen und der Gärtner, veröffentlichte. Nach längerem Schweigen trat Š. im Jahre 1844 zuerst mit einem vieractigen Drama, betitelt: „Černoborek“, vor die Oeffentlichkeit. welches wiederholt auf dem Prager ständischen Theater mit Beifall gegeben wurde. Dieser Arbeit folgten noch im nämlichen Jahre: „Staré hodiny“, d. i. Alte Stunden, dramatischer Scherz in einem Act; – „Lest proti lsti“, d. i. List gegen List, Lustspiel in drei Aufzügen; – im Jahre 1846: „Vdovec a vdova“, d. i. Witwer und Witwe, Lustspiel in zwei Acten; – im Jahre 1849: „Jaroslav z Bozkovic“, historisches Trauerspiel in drei Acten; – im Jahre 1855: „Jiří z Poděbrad“, Tragödie in fünf Acten; – „Venkovské divadlo“, d. i. Das ländliche Schauspiel, Lustspiel in einem Act; und sein letztes, nicht lange vor seinem Tode beendetes Werk ist: „Vlasta“, romantisches Schauspiel in fünf Acten. Die vorgenannten dramatischen Arbeiten Š.’s sind ungedruckt geblieben, und Franz J. Pok, Š.’s Biograph, stellt den Antrag, daß die Manuscripte im böhmischen Museum hinterlegt werden sollten; auch beabsichtigte der Prager Verleger Pospišil einige Arbeiten Š.’s in seiner Theater-Bibliothek (DivadeIni biblioteka) abzudrucken, was jedoch bisher nicht geschehen sein mag. In Š.’s Nachlasse fand sich auch noch eine quellenmäßig gearbeitete Geschichte seiner Vaterstadt Podiebrad vor. Ueberdieß war Š. ein Freund der Musik und selbst als Componist thätig. Er hat als solcher folgende Compositionen herausgegeben, 1838: „Figaro-Walzer für das Pianoforte“, – „Podiebrader Tänze“, – „Königstädter Polka“ u. dgl. m., wovon einige bei dem Musikverleger J. Hoffmann in Prag im Drucke erschienen sind. Im Besitze des Sohnes befinden sich auch eine von seinem Vater componirte Operette und noch mehrere andere Compositionen verschiedener Gattung.

Poutník od Otavy, d. i. Der Bote von der Otawa, 1858, Beilage zu Nr. 17, S. 141. – Pražske Noviny, d. i. Prager Neuigkeiten, 1858, Nr. 78. – Lumír (Prager Unterhaltungsblatt, schm. 4°.) 1858, Nr. 14: „Nekrolog“ von Franz J. Pok.