Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Urbański, Nicolaus
Band: 49 (1884), ab Seite: 136. (Quelle)
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Úrházy, Georg (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Tokai in der Zempliner Gespanschaft 1823). Der Sproß einer ungarischen Adelsfamilie, deren Adelsregister bis auf den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts zurückreicht. Sein Vater, gleichfalls Georg mit Vornamen, war zuletzt Pfarrer der reformirten Kirche zu Közép-Szolnok, seine Mutter Therese eine geborene Kémény (gest. 29. März 1860). Er besuchte die Elementarschulen zu Zsibó, dann das Gymnasium zu Ziláh und vollendete am reformirten Collegium zu Klausenburg seine Studien. Noch während derselben hatte er im „Erdélyi hiradó“, d. i. Der Siebenbürger Anzeiger, Gedichte veröffentlicht, welche die Aufmerksamkeit auf den jungen Poeten lenkten. Nach Abschluß der Studien wählte er die Journalistik zu seinem Berufe und trat bei genanntem Blatte als Mitarbeiter ein. 1847 faßte er den Plan, ein schöngeistiges Taschenbuch herauszugeben, und warb zu diesem Zwecke die besten geistigen Vertreter Ungarns und Siebenbürgens, wie ja schon damals auch politischer Seits die Ungarn nach einer völligen Verschmelzung, oder richtiger, nach einem Aufgehen Siebenbürgens in Ungarn strebten. Er gab dieses Taschenbuch unter dem Titel: „Unio szerkeszte Úrházy György“, d. i. Union, redigirt von Georg Úrházy (Klausenburg 1848) heraus, aber die geistige Wirkung des Unternehmens verflüchtigte sich völlig unter den stürmischen Bewegungen des Jahres 1848. Noch im genannten Jahre unterzog er sich der Advocatenprüfung und betrat fortan die politische Laufbahn. In Tokai, wohin er zurückgekehrt war, beschäftigte er sich zunächst mit dem Studium der französischen und englischen Literatur, und so ausgerüstet suchte er im Jahre 1850 die ungarische Hauptstadt auf, wo er sofort als Mitarbeiter bei der Redaction des von Franz Császár [Bd. III, S. 47] herausgegebenen „Pesti Napló“ Stellung fand. Um diese Zeit erschien auch seine selbständige Schrift: „III. Napoleon“, welche von Bewunderung des Franzosenkaisers übertrieft. 1854 wurde er bei Ausbruch des orientalischen Krieges von seiner Zeitung als Berichterstatter ins türkische Lager entsendet. Ein Ergebniß dieser Sendung war neben den Berichten für sein Blatt die selbständige Schrift: „Keleti Képek“, d. i. Orientalische Bilder (Pesth 1854, 8°.) Auch beschäftigte er sich, durch eigene Anschauungen im Orient angeregt, mit urgeschichtlichen, seine eigene Nation betreffenden Fragen und Forschungen, welch letztere er dann in seiner Schrift „Kaukasus“ niederlegte. Nach seiner Rückkehr trat er als selbständiger Redacteur des Blattes „Magyar Posta“ auf. Außer den bisher angeführten schriftstellerischen Arbeiten veröffentlichte Úrházy in Julius Müller’s großem Kalender (Nagy Naptár): Bátori István. Történeti jellemrajz“, d. i. Stephan Bátori. Historische Charakterschilderung [III (1854), S. 71]; – im Familienblatt (Családi könyv): Brune tábornagy“, d. i. Marschall Brune [III (1857), S. 243] und „Ninon L’Enclos“ [III (1857), S. 658]. Im Jahre 1861 erwählte ihn die ungarische Akademie der Wissenschaften zum [137] correspondirenden Mitgliede. 1867 war er Abgeordneter im ungarischen Reichstage und wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht irrt, darauf einige Zeit Redacteur des „Hon“, d. i. Das Vaterland. Aranyos Kákay charakterisirt Úrházy als einen Turkologen, Deutschenhasser und Achtundvierziger-Demokraten, der jedoch mit dem ihm angeborenen gesunden Verstande und Billigkeitsgefühle Wien und den Nationalitäten gegenüber eine Ausgleichspolitik befolgt.

Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und gesellschaftliche Enzyklopädie (Pesth 1858, Gustav Heckenast, gr. 8°.) S. 241. – Nagy (Iván). Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1865, M. Ráth, gr. 8°.) Bd. XI, S. 412. – Kákáy (Aranyos). Licht- und Schattenbilder zur Charakteristik des ungarischen Landtages (Pesth 1867, Lauffer, gr. 8°.) S. 17.