Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Aus dem Zillerthal
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 324
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[320]

Zillerthalerin.
Charakterstudie von Julius Adam in München.

[321]

Zillerthaler.
Charakterstudie von Julius Adam in München.

[324] Aus dem Zillerthal. (Mit Portraits Seite 320 und 321.) Die Zillerthaler nehmen es Keinem übel, der sie für Zugvögel erklärt, schon um ihres Gesangs willen, mit dem sie draußen in der Welt ihrem Ländel einen so hellen, heiteren Ruf verschafft haben. Viele tragen auch ihr Kistchen voll Handschuhe auf der Kracksen durch manches Reich. Und die Meisten haben Glück, das so oft der Schönheit Erbtheil ist. Schöne Männer, schöne Frauen, eine in Anmuth und Kraft blühende Jugend, deren Anblick eine Reise werth ist, zeichnen dieses Gebirgsvölkchen aus. Ein hübsches Gesicht ist, nach Goethe, der beste Empfehlungsbrief, und wenn, wie dies im Zillerthal häufig vorkommt, ein Schatten von Melancholie über den schönen Zügen liegt, so können sie, je nachdem, für „Manderl“ oder für „Weiberl“, ganz bezaubernd wirken. Besonders zeigt das weibliche Geschlecht viel junonische Gestalten und Schönheiten, und daß Solche als Sängerinnen erst recht vom Glücke sanft durch das Leben getragen werden, ist kein Wunder. Dennoch will L. Steub, der sinnige Drei-Sommer-Gast Tirols, ganz hübsche Mädchen gesehen haben, die im Winter als Primadonnen in Concertsälen nordischer Hauptstädte im Hermelin geglänzt und dann wieder im Sommer am Zillerbache Kartoffeln ausgegraben haben. Da hat’s wohl an der Stimme gelegen, oder an der Unverträglichkeit, oder auch am Heimweh, gegen das kein anderes Kraut gewachsen ist, als die Heimkehr in die geliebten Berge. Viele aber haben Glück; daß auch manches ansehnliche Vermögen draußen ersungen und seit des Vaters Rainer erster Sängerzeit in’s Zillerthal von Familien und Einzelnen heimgetragen worden, dafür spricht das Thal selbst am lautesten.

Daß auch Race in dem Geschlecht ist, haben jene Zillerthaler des Jahres 1838 bewiesen, welche, 399 Männer, Frauen und Kinder stark, ihre Alpenheimath verließen, um den religiösen Glauben, den sie sich nach der Bibel gebildet hatten, von Jesuiten- und Pfaffenbedrängniß frei leben zu können. Sie und ihre Nachkommen haben bekanntlich in Schlesien eine neue Heimath gefunden und dort drei Colonien, Hoch-, Mittel- und Nieder-Zillerthal gegründet.

Diesen gehören die in unserer heutigen Nummer abgebildeten Zillerthaler nicht an; sie sind daheim geblieben und haben die Altzillerthaler Art so treu bewahrt, daß unser Künstler nicht umhin konnte, sie sich zum Andenken im Bilde mitzunehmen.