Aufruf für den „Deutschen Schulverein“
[871] Aufruf für den „Deutschen Schulverein“. Ueber den Ursprung des „Deutschen Schulvereins“ in Oesterreich haben wir Seite 742 des vorigen Jahrganges der „Gartenlaube“ unseren Lesern alles Wesentliche mitgetheilt und sie schon damals zu werkthätiger Theilnahme an demselben aufgefordert. Um den patriotischen Beistand, den wir unseren von allen nichtdeutschen Nationen des Kaiserstaats an der Donau bedrohten Stammesgenossen schuldig sind, in feste Bahnen zu leiten, gründeten deutsche Männer am 15. August dieses Jahres zu Berlin den „Allgemeinen deutschen Schulverein“. Wenn nun auch die Bemühungen desselben nicht ohne Erfolg blieben, so entsprechen sie doch in keiner Weise Dem, was die deutsche Nation in der Gegenwart bedeutet und was man von den Bürgern des „deutschen Reichs“ verlangen kann. Eben deshalb erläßt der Vorstand des bezeichneten Vereins in Berlin abermals einen Aufruf zur praktischeren Organisation dieser keiner politischen Partei, sondern nur der Vaterlandsliebe dienenden Bestrebungen. Die sieben Berliner Herren, bei welchen der Beitritt angemeldet und durch die das Statutenheft bezogen werden kann, sind: Dr. Falkenstein, Vorsitzender (NW, Louisenstraße 45), Dr. Richard Böckh (Charlottenburg, Hardenbergstraße 11b), Dr. Vormeng (W, Köthenerstraße 31), G. Kolb (W, Mauerstraße 65), Dr. Bernard (C, Kurstraße 34 und 35); Professor Dr. Wattenbach (W, Königin-Augustenstraße 51) und Professor Dr. Zupitza (SW, Kleinbeerenstraße 7).
Es ist ein wahrhaft empörender Vernichtungskrieg, der namentlich in Ungarn und Siebenbürgen gegen das Deutschthum geführt wird. Es ist, als ob einzig von der Entnationalisirung der etwa zwei Millionen Deutscher der Fortbestand des Magyarenthums abhinge, ein Rassenkampf, dessen Ende noch Niemand absehen kann.
Um so mehr aber sollten wir Alle, die wir uns des Segens deutscher Bildung erfreuen und sie mit Stolz unseren Kindern bewahren, auch Alles aufbieten, nur den deutschen Geistesschatz unseren Stammesgenossen außerhalb des Reichs nicht rauben zu lassen. Wir sind leider noch immer nicht gewohnt, unsere nationale Größe zu fühlen und darnach unsere Opferpflicht zu bemessen. Erheben wir uns für den vorliegenden Fall auf den uns gebührenden Standpunkt! Die Statuten werden Jedermann belehren, daß das verlangte Opfer wirklich nicht so groß ist und daß leicht an jedem Ort im Reich ein Zweig des großen allgemeinen Vereins zu pflanzen und zu gedeihlicher Blüthe zu bringen wäre.