Auf hohem Gerüste
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Auf hohem Gerüste
Auf hohem Gerüst am Turme
Da steht ein Mann allein
Und zwingt im tobenden Sturme
Mit ehernem Werkzeug den Stein.
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Er schwingt den kalten HammerUnd stöhnt dazwischen rauh –
Zu Hause in dumpfiger Kammer
Liegt eine kranke Frau.
Viel Jahre sind verronnen.
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Er hat mit Fleiß geschafftUnd hat doch nichts gewonnen,
Verloren Mut und Kraft.
Auch jetzt im Sturmestoben
Er seines Unglücks denkt,
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Als hoch vom Dach er obenDen Blick zur Erde lenkt.
Ja, springst du jetzt hinunter.
Dann bist du sicher tot’
Und liegst du unten zerschmettert,
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Dann fühlst du nicht mehr die Not.
Wie oft in schwindelnder Höhe
Stand so er ganz verzagt,
In bitterer Verzweiflung
Hat er sich stets gesagt:
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Ja, springst du jetzt hinunter,Dann bist du sicher tot,
Doch liegst du unten zerschmettert –
Hat Weib und Kind kein Brot.