Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Auf die Insel bei Odelshofen
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aus: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2, S. 37–41
Herausgeber:
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1834
Verlag: Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Gedicht auf eine ehemalige Hebelgedenkstätte in einem See bei Odelshofen
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[37]

Auf die Insel bei Odelshofen,
am Tage ihrer Einweihung.[1]

Zeig Jumpfere us em Oberland,
Mit diner Harpfen in der Hand,
Flicht di Zirinke-Chranz ins Hor,
Legs Halstuech a us Silberflor,

5
Chumm, sing e Liedli so und so!

De chasch nit viel, Mer wisse’s scho.

[38]

     Findsch echt der Weg ins Unterland?
Der Schwarzwald blibt uf rechter Hand,
Mit sine Firste hoch und lang,

10
Und’s Wasser links, ’s goht au di Gang,

Und obe Himmel rein und blau,
Und unte frische Morgethau.

     Doch wenn de n’über d’Chinzig gohsch,
Und z’Offeburg am Scheidweg stohsch,

15
’s goht links di Weg, und denk mer dra,

iez goht di d’Bergstros nüt meh a.
Lueg um di! Siehsch kei Insle do?
O b’hüet is Gott, do isch sie jo.

     Wie isch das Inseli so nett,

20
Aß wenn’s e Engel zirklet hätt,

Aß wenn’s si eige Gärtli wär!
Wie badets in sim chleine Meer!
Wie badets in sim Bluemeduft,
Und sunnt si in der reine Luft!

25
     ’s treit menge Her e Stern am Band,

het Geld wie Laub, und Lüt und Land;

[39]

Er ißt Pastete, Fleisch und Fisch;
e goldne Bueb stoht hinterm Tisch;
es fehlt em nüt. Frog was de witt!

30
Doch so ne Plätzli het er nit.


     Und heig er au; was isch derno?
Ihm singe d’Vögeli doch nit froh,
ihm blüehe d’Blüemli nit so blau,
der Nachtluft weiht em nit so lau.

35
’s chunnt nit uf Luft und Vögel a,

me mueß es in ihm selber ha.

     Ne frohe Sinn, e lustig Bluet,
in Freud und Leid e guete Mueth,
und wemme binenander sitzt,

40
und d’Freud eim us de Auge blitzt,

sel will e ander Röckli ha,
im gstickte Gala gohts nit a.

     Bim Bluest, dört chömme Here-Lüt!
sing herzhaft furt, sie thüen der nüt.

45
Sag: Grüeß ich Gott und mach ich froh

in eurem nette Pärkli do;

[40]

und wenn sie bi der dure göhn,
gang usem Weg und neig di schön.

     Se grüeß ich Gott und mach ich froh,

50
in eurem nette Gärtli do,

und spar ich gsund Johr i, Johr us,
o schenket mer e Blüemli drus.
I flicht mers in d’Zirinki i,
es soll mi fürnehmst Blüemli si.

55
     Frau Sunne, was i z’bitte ha,

lueg lieb und süeß das Plätzli a,
und wärms frei wohl und tränks mit Lust,
us diner süeße Muetter-Brust.
Mer sin zwor nit elleinig do,

60
doch hen die Andre au dervo.


     Her Vollmo, und was d’Nacht erhellt,
wenn d’Sunne schloft im stille Zelt,
i will ichs au bifohle ha,
und luegt e Chnab si Schätzli a,

65
und wenns em au e Schmützli git,

sind still derzue; verrothets nit.

[41]

     Iez Jumpfere mit dem Harpfespiel
mach, aß de furtchunnsch. Z’viel isch z’viel,
und chunsch mer heim im Obedroth,

70
und ’s frogt di eis: Woher so spot?

se sags, und rüehms frei do und dört,
und halt di redli. Hesch mers ghört?


  1. Im Jahre 1810 wurde von Hebels Verehrern und Freunden zu Kork in einem kleinen See bei Odelshofen eine Insel mit schönen Garten-Anlagen ausgestattet, und bei Hebels nächster Anwesenheit in Kork diese Anlage, die den Namen Hebels-Insel erhielt, durch ein ländliches Fest eingeweiht. Diesem Fest verdankt gegenwärtiges freundliches Gedicht, von Hebel in froher Rückerinnerung gefertigt, seine Entstehung.[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der See ist später verlandet. An der Stelle der Insel wurde eine Hebel-Linde gepflanzt. (Wilhelm Gräßlin: Johann Peter Hebel, Kork und das Hanauerland. In: Die Ortenau. Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Mittelbaden. 47. Jg. (1967), S. 181–201 Uni Freiburg)