Auf der Terrasse der Ebernburg

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Auf der Terrasse der Ebernburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 541, 547
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[541]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0541.jpg

Auf der Terrasse der Ebernburg.
Nach dem Gemälde von E. Geibel.

[547] Auf der Terrasse der Ebernburg. (Zu dem Bilde S. 541.) Zu den Nebenflüssen des Rheins, die an romantischem Reiz ihrer Ufer mit dem Hauptstrom wetteifern, gehört die Nahe, welche bei Bingen ihre frische Flut mit der des Rheines vereinigt. Dies gilt vor allem von der Umgebung der beiden benachbarten Badeorte Kreuznach und Münster am Stein, deren vorzügliche Solquellen alljährlich von zahlreichen Kurgästen aufgesucht werden. Die landschaftliche Schönheit des Nahethales zeigt sich hier in ihrer reichsten Entfaltung; besonders ruhmreiche historische Erinnerungen knüpfen sich an die Burgtrümmer, welche hier, auf steilen Porphyrfelsen thronend, einander gegenüber liegen. Von ihnen gewiß die berühmteste ist die Ebernburg, deren Ruine sich westlich vom Rheingrafenstein über Münster und dem Einfluß der kleinen Alsenz in die Nahe erhebt. Als Franz von Sickingens festes Schloß gewährte sie in den Stürmen der Reformationszeit so manchem kühnen Vorkämpfer der evangelischen Lehre gastliche Aufnahme und kräftigen Schutz gegen seine Widersacher. Als Gast seines mächtigen Freundes Franz von Sickingen schrieb hier Ulrich von Hutten seine Klagschriften an Karl V und an die Deutschen aller Stände. Auf der Ebernburg schmiedete er in Gemeinschaft mit dem tapferen Burgherrn jene kühnen Pläne, die auf eine Wiedergeburt des Deutschen Reiches im Geiste der nationalen Unabhängigkeit und der „christlichen Wahrheit“ abzielten. Seit 1889 steht auf halber Höhe des Berges das schöne Cauersche Denkmal, welches das heldenhafte Freundespaar in lebensvoller Gestaltung verkörpert. Die „Herberge der Gerechtigkeit“, wie Hutten dankbaren Sinnes die Ebernburg nannte, ist unter den Kartaunenschüssen späterer Belagerer längst verfallen; aber ihr Ruhm blieb haften an ihren Trümmern, und über diesen Trümmern erhob sich dann ein neuer zinnengeschmückter Bau, der jetzt als Herberge denjenigen dient, welche der Ruhm der schöngelegenen Stätte hinauflockt. Pietätvoll wird in dem Gasthaus das Andenken an jene große Zeit gepflegt; man findet in seinem Innern die Bildnisse Sickingens, seiner Frau Hedwig, Ulrichs von Hutten, sowie allerlei Reliquien. Aber nicht nur zu historischem Rückblick, nicht minder zum Ausblick auf das herrliche Landschaftsbild, das rings um den Berg sich ausbreitet, ladet der Aufenthalt ein. Eine Aussichtsterrasse mit schattigen Ruhesitzen bietet Gelegenheit, diesen Genuß mit behaglicher Rast bei erquickendem Trunk zu verbinden. Aus nah und fern strömen daher an schönen Sommer- und Herbsttagen die Besucher herbei, um sich des entzückenden Aufenthalts zu erfreuen, und oft wird der Kurgast aus Münster oder Kreuznach, der bald auf der Ebernburg heimisch wird, Zeuge, wie sich unter den Bäumen der Aussichtsterrasse fröhliche, echt rheinische Geselligkeit in ähnlicher Weise entfaltet, wie es unser Bild darstellt. Die Landschaft im Hintergrund desselben zeigt uns das Alsenzthal, links überragt von den Trümmern der Feste Altenbaumburg, die einst als Stammsitz des alten Raugrafengeschlechts berühmt war.