Auf der Burgruine
In dem Neste
Droben auf dem Fels ein Sänger[2] lag,
Eingekerkert dort schon Jahr und Tag
Auf der Veste.
Brach er einst bei mitternächt’ger Weil‘,
Wollt‘ herab sich lassen an dem Seil
Von dem Erker.
Doch zerschmettert
‘s war im Spätherbst, und der Buchen Kron‘
Laubentblättert. –
Aus den welken
Grauen Flechten, die sein Blut benetzt,
Felsennelken.
Aus den Moosen,
Aus den Steinen, die sein Blut bespritzt,
Sind nun aufgesproßt und blühen itzt
Schweben um die Nelk‘ und Skabios‘,
Um die weiß und rothe Waldesros‘
Auf dem Hügel.
Schweben hier im blauen Freiheitssaal,
Blutge Tröpflein, wie ein blut’ges Mal,
Auf dem Flügel. –
Laß das Trauern!
Seine Seele nun als Falter irrt
Ob den Mauern.