Auf dem Rheineise
[116] Auf dem Rheineise. (Mit Abbildung S. 101.) Merkwürdige, hochinteressante Landschaftsbilder schafft er doch, der starre Winter, vollends wenn er mit solcher Macht auftritt, wie diesmal. Er überbrückt die eilenden Ströme, die sich sonst selten das Joch des Eises gefallen lassen, und giebt ihnen das Ansehen, als wären sie Gletscher des Hochgebirgs. Unser Bildchen stellt eine Ansicht vom Eise des Rheins bei Bacharach dar. Das Treibeis ist zum Stehen gekommen, die wirr durcheinandergeworfenen Schollen sind so fest aneinander gefroren, daß sie bequem das Gewicht von mehreren Menschen tragen, man hat sogar einen Weg über das Eis von einem Ufer des hier 390 Meter breiten Stromes zum andern gebahnt und ausgesteckt, um so die unterbrochene Verbindung wiederherzustellen. Als man die Dicke der Eisschicht maß, da fand sich durchschnittlich eine Stärke von anderthalb Metern. Aber es gab auch Stellen mit Durchmessern von drei, vier und fünf Metern, ja an einem Punkte sollen es der Meter sogar sieben gewesen sein! Eine Gelegenheit zum Schlittschuhsport ist freilich eine solche Eisfläche nicht – aber darum ist sie auch soviel seltener! Bis diese Nummer in die Hände unserer Leser kommt, ist wohl der starre Bann gebrochen und die Eismassen sind geschmolzen oder hinabgetrieben, dem Meere zu. Hoffen wir, daß ein gütiges Geschick die Gestade des Rheins und der andern deutschen Ströme vor einem plötzlichen überraschenden Eisgang bewahre, daß es jene gefährlichen Eisstauungen verhüte, die schon so furchtbares Unheil angerichtet haben, indem sie den Abfluß der angeschwollenen Wasser verhinderten und die Fluthen zu ungeahnter Höhe hinauftrieben.