Textdaten
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Autor: Karl Brandt
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Titel: Auf dem „Gefährt“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 581, 595
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[581]

Auf dem „Gefährt“.
Gemälde von C. Reichert.

[595] Auf dem „Gefährt“. (Zu dem Bilde S. 581.) Rotblühende Heideflächen, Wacholdergebüsch, hier und dort eine vom Wind zerzauste Kiefer oder weißstämmige Birke, dann moorige, von langem Riedgras umsäumte Wasserbecken, Wiesenpläne, teils mit Wallhecken umhegt, Erlengestrüpp – in der Ferne zwischen hohen Schwarzpappeln ein Kirchturm und über dem von Kiefernwäldern eingerahmten Bilde ein melancholisch grauer Wolkenschleiwr, das ist das Revier, auf welchem ich im September mit meiner Luska nach jungem Birkwild suche. Es ist zwar keine Jagd, bei der es fortwährend lustig knallt wie in den Zuckerrüben und Kartoffelbreiten, wenn es den Hühnern gilt, aber das scheue, edle Wild und die menschenleere und doch so reizvolle Landschaft ziehen mich alljährlich mächtig hin in das weite hannoverische Heideland. Wie eine Elfe, so leicht und anmutig gaukelt in flüchtigster Zickzacksuche die edle Langhaarige über die blühende Heide unermüdlich vor mir hin und her. Jetzt wirft sie die Nase in die Luft und hundert Schritt weit geht es direkt gegen den Wind in immer langsamer werdendem Trabe, bei dem der Körper mehr und mehr erstarrt, bis sich endlich keine Muskel mehr bewegt und die Hündin, regungslos wie ein Steinbild, den Kopf weit vorgestreckt, in die Ferne stiert. Dann wendet sie langsam den gierig die süße Witterung kauenden Fang, ob ich auch komme. Bald bin ich neben ihr: „Vorwärts!“ Rasch geht es nachziehend 50 Schritt voran – – dann liegt sie auf dem Boden, dreht den Fang nach links, nach rechts, gerade aus und kriecht wie eine Schlange durch die lange rote Heide – – hier hat das „Gesperre“ gelegen – aber es hält nicht, es ist 200 Schritt weit gelaufen und dort hinten, viel zu weit zum Schuß, steht es auf und streicht nach den Wallhecken hin. Auf ihnen werden wir es wiederfinden. Jetzt steht meines Freundes Kurzhaariger. Meine Hündin äugt es und sofort steht auch sie – sie sekundiert, sagt der Jäger. Aber langsam zieht sie hin zu ihm und beide arbeiten jetzt gemeinschaftlich das „Gefährt“ (nicht „Geläuf“, weil der Birkhahn zur „hohen Jagd“ gehört), die Spur des Birkhahns, wie es unser Bild zeigt. Das muß flink gehen. Birkwild läuft sehr rasch und weit und mit zu langsam nachziehenden Hunden ist hier nichts zu machen – aber auch mit keinen, die rascher und immer rascher dem „Gefährt“ folgen und schließlich, wie es so oft bei Hunden der Fall, welche die Birkhahnjagd nicht kennen, zu hitzig werden, aus der Hand gehen und das edle Wild heraushetzen. So schnell wir gehen können, folgen wir den sicheren Hunden, die hin und wieder nur eine Sekunde lang vorstehen, um auf uns zu warten, dann aber wieder dem „Gefährt“ in allen seinen Schlangenwindungen nachziehen, nach hohem Gestrüpp – Possen, sagt man in der Heide – und „Machandelbüschen“ hin. Die Hunde werden vorsichtiger – wir sind unserem Wilde näher – jetzt heißt es aufgepaßt. Bald ist der Kurzhaarige vorn, bald die Langhaarige – Schritt für Schritt geht’s weiter. Endlich stehen sie fest vor, 30 Schritt vor einem dichten Erlenhorst. Rasch gehe ich in weitem Bogen um den Busch – mein Freund bleibt neben den Hunden. Jetzt kracht und klatscht es im Geäst und 40 Schritt neben mir streicht der schwarze Hahn mit schnellem Schwingenschlage leicht wie eine Taube dahin – – es knallt, die Federn stieben, und schräg nach unten schießend, ist er im Gestrüpp verschwunden. Karl Brandt.