Aschermittwoch (Mundt-Mühlbach)
Aus allen Häusern, welch ein Klingen
Durch Wochen schon, tagaus, tagein –
Ein Rufen, Lachen, Jubeln, Singen,
Musik und Tanz für groß und klein!
Vergessen schienen Not und Plagen,
Womit die Menschheit täglich ringt!
Die Freude herrscht – wer wollte wagen
Zu stören, wenn sie lockend winkt!
Und huldvoll lächeln schöne Frauen
Und nippen am Champagnerglas,
Aus Maskenhüllen blitzend schauen
Die Augen in das goldne Naß.
In wildem Tanze sie sich schwingen
Bei Pauken- und Trompetenschall;
In hellem Ton die Gläser klingen:
„Hoch Amor! Hoch Prinz Karneval!“
So ging die Lust, bis früh am Morgen
Die fahle Dämmerung zog herauf,
Mit seiner Arbeit, seinen Sorgen
Ein neuer Tag begann den Lauf.
Was aber seh’ ich heute wallen?
Was zieht so grau die Straße her?
Die Maske will mir nicht gefallen –
Die Züge alt und freudeleer!
Ja, seh’ ich recht, daß Kater schleichen
Der Alten nach mit leisem Tritt,
Um wie ein Spuk scheu zu entweichen
Bei eines Menschen festem Schritt?
Sie huschen hin auf leisen Sohlen,
Gespenstern gleich im Dämmerschein,
Sie gleiten lautlos und verstohlen
Mit jedem in das Haus hinein.
Vorüberschleicht mit den Genossen
Die graue Alte; ihr Gewand –
Schon ist’s im Nebel grau zerflossen:
Der Aschermittwoch zog ins Land!