Arno & Moritz Meister in Chemnitz, Baumwollspinnerei und Zwirnerei mit Färberei

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Titel: Arno & Moritz Meister in Chemnitz, Baumwollspinnerei und Zwirnerei mit Färberei
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Arno & Moritz Meister in Chemnitz, Erdmannsdorf und Wiesa,
Baumwollspinnereien.


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Arno & Moritz Meister in Chemnitz
Baumwollspinnerei und Zwirnerei mit Färberei.

Die Firma hat ihre Betriebsstätten in Erdmannsdorf und Wiesa, im Zschopauthale,gelegen. Gegründet wurde dieselbe von den gegenwärtigen Inhabern, Gebrüder Arno Meister und Moritz Meister, am 1. Juli 1865.

Zu ihrer Fabrikation ein- und mehrdrähtiger, roher, gebleichter, gefärbter, melierter, (sogenannter Imitation of Merino), Gespinnste für Strick-, Strumpf-, Tricot- und Web-Industrie, verwendet dieselbe amerikanische, ägyptische und ostindische Baumwollen, welche roh, gefärbt, gebleicht für die verschiedensten Bedarfsrichtungen versponnen werden; außerdem finden die gezwirnten Garne als Strick-, Häkel- und Tapisserie-Garne für den Handbedarf vielseitige Verwendung.

In den Etablissements Nieder-Erdmannsdorf, Ober-Erdmannsdorf und Wiesa bei Annaberg sind ca. 300 Arbeiter und Beamte beschäftigt, und finden sich diese Betriebsstätten zusammen mit 220 Pferde Wasserkraft und 500 Pferde Dampfkraft ausgestattet. Das Absatzgebiet für eine Produktion von jährlich ca. 2 Millionen Pfund einfacher und gezwirnter Garne, welche von 20 000 Feinspinn- und Zwirnspindeln erzeugt werden, ist Deutschland und das Ausland.

Das Geschäft entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen; in den ersten Jahren wurden durch dasselbe eine Anzahl Lohnspinnereien beschäftigt. In den Jahren 1869 und 1872 wurden die Spinnereien Ober-Erdmannsdorf und Wiesa erpachtet, nachdem dieselben unter ihren damaligen Besitzern durch die Krisis, welche während des amerikanischen Krieges die Baumwollindustrie heimgesucht hatte, zu mehrjährigen Stillstand gekommen waren. Sie wurden, wie auch das bald darauf mit erpachtete Nieder-Erdmannsdorfer Werk der Neuzeit entsprechend eingerichtet; die durchgreifende Reorganisation sämtlicher drei Spinnereien zu der Höhe ihrer jetzigen Leistungsfähigkeit konnte aber erst vom Jahre 1884 an eintreten, nachdem Ober-Erdmannsdorf und Wiesa käuflich erworben waren, und Nieder-Erdmannsdorf eine wesentliche Erweiterung erfahren hatte. Die neuesten Systeme von Zwirn-, Spinn- und Vorbereitungsmaschinen, aus englischen und zum kleinen Teil aus sächsischen Maschinenwerkstätten hervorgegangen, liefern nun ein den höchsten Anforderungen, welche man an einfach und doppelt cardiertes Garn macht, entsprechendes Gespinnst, während der Betrieb, der vorher nur auf Wasserkraft angewiesen war, in der Aufstellung drei neuer Kompoundmaschinen auch für etwaige Erweiterungen sicher gestellt ist.

[Ξ] Bis jetzt hat die Firma bei fortgesetzter, sich steigernder Entwicklung von einer Beteiligung bei Ausstellungen abgesehen, wird aber bei der im nächsten Jahre zu eröffnenden Weltausstellung in Chicago vertreten sein.

Das 25jährige Geschäfts-Jubiläum, am 1. Juli 1890, brachte den Inhabern viele schöne Beweise treuer Anhänglichkeit und Anerkennung, während andererseits die Jubilare die Freude hatten, eine größere Anzahl langjähriger, treuer Arbeiter und Beamte durch Diplome und Jubiläumsgeschenke auszeichnen zu können; zwei Arbeiter, welche länger als 30 Jahre in der Spinnerei Wiesa beschäftigt gewesen, empfingen in der großen silbernen Medaille durch das hohe Ministerium des Innern eine hocherfreuliche Auszeichnung.

Für die Beschaffung billiger und guter Nahrungsmittel und Lebensbedürfnisse wird durch eine Konsumverteilungsstelle gesorgt, welche etwaige Ueberschüsse den Arbeitern rückvergütet; Spareinlagen derselben werden durch Nachvergütungen seitens der Firma zu einer Verzinsung auf 5 Prozent per anno gebracht. Durch Bau und Zukauf von Arbeiterwohnhäusern, Badeeinrichtungen, sowie Beschaffung geeigneter Wochenschriften sucht man günstig auf die körperlichen und geistigen Zustände der Arbeiterschaft einzuwirken, während ein am Jubiläumstage, dem 1. Juli 1890, von den Firmeninhabern gestifteter Fonds von 10 000 Mark durch seine Erträgnisse der Wohlfahrt der Arbeiter und ihrer Familienangehörigen dient, wie die Notwendigkeit dies nahe legt.

Im August 1878 wurde das Etablissement Nieder-Erdmannsdorf durch den Besuch Seiner Majestät, unsers allverehrten Königs Albert hoch beehrt, und nahm hochderselbe mit regem Interesse Kenntnis von dem Betrieb, sowie Einblick in eine Ausstellung von Fabrikationserzeugnissen. Hocherfreulich und ehrend war dem Etablissement auch die Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit Prinz Friedrich August im Jahre 1885, der dabei lebhaftes Interesse für die Stätten der Industrie bekundete.