Textdaten
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Autor: Friedrich Hofmann
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Titel: „Arme Leute – fromme Leute.“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 621
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[619]

„Arme Leute – fromme Leute.“ Originalzeichnung von Mathias Schmidt in München.

[621]
„Arme Leute – fromme Leute.“
(Mit Abbildung, S. 619.)


Es wandelt vom Kloster am Felsenrand
Ein geistlich Paar herab in’s Land.

Sie schauen mit leuchtendem Augenstrahle
Die Kirchlein und Klöster der Höhen und Thale.

5
Das sind die Burgen ihrer Macht.

Auch der Hütten der Armuth haben sie Acht –

Denn ihr liebster Spruch wie gestern so heute
Ist: „Arme Leute – fromme Leute.“

Da ächzt bergauf ein schwer Gefährt.

10
Es zieht kein Thier, nicht Ochs noch Pferd –


Ein Mütterlein alt, ein Weib mit dem Kind,
Ein Mann und ein Bub’ Zugthiere sind.

Gleich öffnet sich der geistliche Mund:
„Gesegn’ Euch der Herr die glückliche Stund’!

15
„Mühselig und beladen, seid

„Ihr frei von Eures Nächsten Neid!“

Der Mann, die Noth im Angesicht,
Demüthig lüpft er den Hut und spricht:

„O, bittet für uns die heil’ge Marie,

20
„Daß unser Karren sich leichter zieh’!“ –


„Der die Last aufleget, ist Gott der Herr!
„Drum hilft kein Beten, drum hilft nur: Zerr’!“

Da murmelt der Bub’ in zornigem Muth,
Barfüßig, die Feder keck auf dem Hut:

25
„So möge der Herr Euch gnädig sein

„Und Euch das neidlose Glück verleihn –

„Daß auch Ihr müßt zerren, ihm zur Freude,
„Als arme Leute – fromme Leute!“

Wie dringt des Lichts unaufhaltsamer Schein

30
In die jungen trotzigen Köpfe ein!


Es bohrt und bohrt sich Riß um Riß
Selbst in tirolische Finsterniß! –

Fr. Hfm.