Arm oder reich
„Sagen Sie, sind Sie dem lieben Gold
In der That so wenig hold,
Blicken Sie wirklich, fast stolz, auf die Hüter
Aller möglichen irdischen Güter,
Ihnen allen Ernstes nichts?“
Und ich sage dann „ja“ und sag’ auch „nein“.
Wie meistens hierlandes die Dinge liegen,
(Nicht viel höher als ein Scheunenthor)
Zieh’ ich das Armsein entschieden vor.
Dies Armsein ist mir schon deshalb genehmer,
Weil für den Alltag um vieles bequemer.
Werd’ ich nie und nimmer belaufen,
Es giebt – und dafür will Dank ich zollen –
Keine Menschen, die irgend was von mir wollen,
Ich höre nur selten der Glocke Ton,
Ich kenne kein Hasten und kenne kein Streben
Und kann jeden Tag mir selber leben.
Und doch, wenn ich irgend etwas geschrieben,
Das, weil niemand es will, mir liegen geblieben,
Da weiß ich recht wohl, was Geld bedeutet,
Und wenn man trotzdem, zu dieser Frist,
Den Respekt vor dem Gelde bei mir vermißt,
So liegt das daran ganz allein:
Was, um mich herum hier, mit Golde sich ziert,
Ist meistens derartig, daß mich’s geniert;
Der Grünkramhändler, der Weißbierbudiker,
Der Tantenbecourer, der Erbschaftsschlieker,
Hoppegartenbarone mit Rennstallpferden,
Wuchrer, hochfahrend und unterthänig –
Sie haben mir alle viel viel zu wenig.
Bei Yussupoff und bei Dolgorucky,
Bei Sclavenhaltern aus Süd-Kentucky,
Bei Mackay und Gould, bei Bennet und Astor,
– Hierlandes schmeckt alles nach Hungerpastor –
Seh’ ich mein Ideal gestillt:
Der Nil müßte durch ein Nil-Reich laufen,
China würd’ ich meistbietend verkaufen,
Einen Groß-Admiral würd’ ich morgen ernennen,
Auf daß, Gott segne seine Hände,
Das Kattun-Christenthum aus der Welt verschwände.
So reich sein, das könnte mich verlocken –
Sonst bin ich für Brot in die Suppe brocken.