Anfrage an unsere Germanisten

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Titel: Anfrage an unsere Germanisten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 612
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[612] Anfrage an unsere Germanisten. Wir erhalten von Petersburg folgende Zuschrift: „Bei der neulichen Enthüllung des Hermann-Denkmals ist wieder von Neuem bei mir der schon so lange gehegte Wunsch wach geworden, zu erfahren, ob das Lied

‚Hermann, schla Lärm an! la piepen, la trummen!
De Keiser will kommen mit Hammer und Stangen,
Will Hermann uphangen.

Un Hermann schloug Lärm an, leit piepen, leit trummen,
De Fürsten sind kommen met all ehren Mannen,
Hewt Varus uphangen‘ –

schon aus der Zeit der Hermann-Schlacht stammt oder ob es aus späteren Jahrhunderten datirt.

Die ersten Zeilen haben sich noch bis zum heutigen Tage in meiner Heimath Briezenveen (Niederlande, Provinz Oberyssel) unter dem Volke und besonders unter den Kindern erhalten; Wenige aber wissen, daß ihre eigenen Vorfahren vielleicht mit dem in diesem Liede besungenen großen Germanen unter den tapferen Kämpfern im Teutoburger Walde gewesen sind. Alle meine Forschungen, mir über den Ursprung des Liedes einige Aufklärung zu schaffen, sind bis jetzt gänzlich fruchtlos geblieben; ich wende mich daher an die Redaction der Gartenlaube mit der freundlichen Bitte, wenn möglich, darüber einige Aufklärung geben zu wollen; viele meiner Landsleute, und gewiß noch mehr unserer germanischen Stammesgenossen, Leser Ihres geehrten Blattes, werden Ihnen dafür sehr dankbar sein.

Schreiber dieses hat dieselben Ansichten wie die Niederländer in Nr. 50 der Gartenlaube, Jahrgang 1874. Ich versichere Ihnen, daß der weit größte Theil der Niederländer (die Katholiken ausgenommen) das Zustandekommen der deutschen Einheit mit Freude begrüßt hat. In meinem Geburtsorte z. B. wurden die Siegesnachrichten der deutschen Waffen von 1870 mit Jubel vernommen.

Heil Denen, die das Ideal so vieler Deutschen verwirklicht haben! Ehre der deutschen Regierung, die so muthig den Kampf wider ihren größten Feind (Rom) aufgenommen hat und ohne Zweifel ruhmvoll aus Demselben hervorgehen wird!

Möge auch einmal der Wunsch so vieler Nichtdeutschen, namentlich die Verbrüderung aller germanischen Stämme, erfüllt werden!

Ein Germane.