An eine Freundin im Oberlande
[191]
Frau Vögtin[1] in dem Unterröcklein,
Was treibt Sie und was macht Sie Guts,
Spinnt Sie vielleicht vergnügten Muths
Manschetten-Zwirn an einem Zöcklein?
Daß Sie aus Kuder,
So fein er ist,
Garn zu Battist,
Aus Kienruß Puder
[192]
Das hat der leidige Reim gethan,
Auf Unterröcklein
Reimt Flachs sich schlecht,
Allein ein Zöcklein
Einst spann ein Zöcklein
Im schwarzen Röcklein
Zwar selbst Battist
Für manchen Christ,
Das in Eimeldingen verstorben ist.
Dasselbe Zöcklein,
Das Hexen besser als wir verstand,
Denn seine Hand
Vom winzigsten Text
Dreitausend Ellen Faden gehext.
Das war mir ein Zöcklein!
Sanft schlafe der Müde,
Wall’ auf ihn herab.
Ein Rosenstöcklein
Schmücke sein Grab,
Der mir einmal sechs Schnupftücher gab,
Einst hab ich, wenn Ihrs zu gedenken beliebt,
Einen schlauen Schnupftuchhandel verübt.
So sehr ichs dem Spitzbub verargte,
Daß er mich so entsetzlich geprellt,
Schickt man die Narren zu Markte
Lösen die Krämer viel Geld.
Blau war das eine, das andere roth.
Das was mir im schlechten Handel zerronnen,
Wies Gelegenheit gab.
Manch Schnupftuch zum Beispiel hab ich Euch gemaust
Und hättet Ihr nicht so weise gehaust,
Ihr putztet die Nasen am Ermel ab,
Frau Vögtin, ich plaudre so gerne mit Euch
In Scherzen, im Ernste; sel gilt mir gleich
Schon läutet zur Schule das Glöcklein,
Es hüpfen die Knaben wie Böcklein;
In Gedanken,
Ohne Wanken.
Wenn Ihr an den Bäumen schüttelt,
Oder die Dukätlein rüttelt,
Oder Eiern-Anken rühret,
Schliechte machet, Federn zupfet,
Gänse füttert, Tauben rupfet,
Bin ich in stillen Gedanken bei Euch.
Vom Mann bis zu der Maus;
Trauben reif und süß,
Saftig das Gemüß,
Aepfel roth und nett,
Alles Euer Thun gelinge,
Und der volle Nußbaum bringe
Viel tausend tausend Höcklein,
Die Schafe zarte Böcklein.
[195]
Nun ist es aus, nun muß ich gehn,
Und nach den lustigen Knaben sehn,
Sie zausen einander am Röcklein.
Nun Asse denn, nach altem Brauch,
- ↑ Frau Vögtin wird die Freundin, an welche dieser poetische Brief gerichtet ist, bloß scherzweise genannt.