Textdaten
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Autor: Erich Mühsam
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Titel: An die Dichter
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aus: Brennende Erde. Verse eines Kämpfers S. 45
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[45] AN DIE DICHTER
August 1916
Wir Dichter haben viel zu lang
mit kleinem Schicksal uns gebrüstet.
Wenn uns im Wald ein Vogel sang,
wenn Sehnsucht unser Herz umschlang,
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dem’s wohl nach einem Weib gelüstet, –
dann hielt die Welt den Atem ein,
zu lauschen unsern sanften Liedern,
wärmt sich an unserm Sonnenschein
und ließ die Mädchen herzlos sein,
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die unsre Liebe nicht erwidern.
Genug geschwärmt! Genug geträumt!
Genug auf Weidenrohr geflötet!
Steht euer Dichtroß nicht gebäumt,
da rings das Blut in Meeren schäumt
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und Brand die Horizonte rötet?
Die Menschheit schluchzt in Tod und Gram. –
Zerreißt der Lauten Saiten, Dichter,
von denen nie ein Weckruf kam!
Verhüllt in Reue und in Scham
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vor Gott und Welt die Angesichter!
Doch spürt ihr je die alte Glut
von neuem, – laßt das zage Stöhnen!
Kein Jammern macht Versäumtes gut.
Ruft auf die Welt zum besten Mut,
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zur Liebe ruft sie, zum Versöhnen!
Schwört aller Menschheit euren Eid,
der Menschheit, die ihr stets gemieden, –
mit ihr zu sein in Not und Leid!
Nicht Sternenwandler, – Menschen seid!
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Und eure Lieder singt dem Frieden!