An Göttinn Freya
An Göttinn Freya.
1
Nicht aus leichtem Schaum geboren,
Nicht vergänglich schön wie er,
Nicht ein Spielwerk blinder Thoren,
Nicht an Herz und Thaten leer,
Das bist du, o Göttinn Freye!
2
Der dem Sturm und Meer gebietet,
Göttliche, hat dich erzeugt,
Und, die Berg und Flur behütet,
Schon in deines Ursprungs Morgen
Lag der Treue Keim verborgen.
3
Treue hat dich aufgezogen,
Früh betratst du ihre Spur,
An dem Busen der Natur,
Sahst an Niord, sahst an Skaden
Schon das Vorbild deiner Thaten.
4
Denn nur Lieb’ und Tugend knüpfte
Und in edlem Wechsel schlüpfte
Bald auf Bergen, bald am Sund,
Eintrachtsvoll und ohne Klage
Jeder ihrer schönen Tage.
5
Ihren Lieblingsaufenthalt,
Niord nahm an Skadens Freuden
Antheil gern auf Berg und Wald;
Und die Jäg’rinn mit dem Bogen
6
Gern vergaß auch sie der Triften
Auf gesunder Berge Höh’n;
Gern der Freud’, in Thal und Klüften
Sich ein Wildpret auszuspähn;
Von dem stolzen Lied der Schwäne.
7
Nur daß in des Gatten Armen
Ihr der Tag zu früh erschien,
Daß die Täucher ohn’ Erbarmen
Kehrend von der See am Morgen,
War die einz’ge ihrer Sorgen!
8
Und ein Pfand von solcher Tugend
Freya, Göttliche, warst du!
In dem Traum der Liebe zu,
Und wardst dann ein Bild der Treue,
Tugendhafte Göttinn, Freye!
Gräter.